Vorurteile beeinflussen und lenken unser Verhalten. Wer Menschen ein „Etikett“ aufdrückt, kann dazu beitragen, dass dieses auch tatsächlich wahr wird. Überlegen Sie sich in Zukunft deshalb zweimal, wie Sie einen Menschen beschreiben – es könnte sein, dass Sie Ihr Gegenüber dadurch verändern.
Kennen Sie die folgende Filmszene? Der ehemals starke Held, wurde von einem bösartigen Virus infiziert und kann nun nicht mehr klar denken. Der böse Teil seiner Persönlichkeit übernimmt die Führung und zerstört die ganze Umgebung. Ohne Rücksicht auf menschliches Leben gibt er sich seinem Zorn hin.
Dann, in einem besonders kritischen Moment, hört man eine Stimme: „Tu es nicht, ich weiß es steckt noch so viel Gutes in dir! Ich weiß, dass du dagegen ankämpfen kannst!“ Die Kamera dreht sich um hundertachtzig Grad und man sieht einen ehemaligen Freund des Helden, der den Infizierten aufhalten will.
Ein innerer Kampf beginnt. Die Kamera zoomt nah an das wütende Gesicht und es werden im Schnelldurchlauf viele Bilder aus der heldenhaften Vergangenheit gezeigt. Der Held geht tief in sich und lässt diese Bilder auf sich wirken. Dann ist alles vorbei.
Obwohl der Virus eigentlich nicht heilbar ist, schafft es der Held wieder auf die gute Seite zu kommen und seine heldenhafte Persönlichkeit wieder zu entdecken.
Hollywood-Regisseure und die Wissenschaftler Alice Tybout und Richard Yalch haben erkannt, dass die „Etikettierungstechnik“ unser Verhalten beeinflusst. In einem Experiment stellten sie fest, dass man die Wahlbeteiligung erhöhen kann, wenn man die Wähler als „überdurchschnittlich engagiert“ darstellt.
Menschen neigen dazu, den Vorstellungen und Erwartungen anderer zu entsprechen. Das hat mehrere Gründe: Zum einen möchten wir die positiven Erwartungen unserer Mitmenschen erfüllen, zum anderen ist man schnell durch negative Erwartungen verunsichert.
Wenn Sie also das nächste Mal jemanden sehen, der sich wegen seiner Schüchternheit selbst im Wege steht, könnten Sie dieser Person durch Worte wie: „Ich bin wirklich beeindruckt, wie offen du immer bist.“, zu mehr Selbstbewusstsein verhelfen.
Mit einem Menschen, den Sie nur kurz kennen, können Sie schneller Vertrauen aufbauen, indem Sie beispielsweise „du erinnerst mich an einen guten Bekannten vor mir“ sagen. Durch Ihre Erwartungen suggerieren Sie Verhaltensmerkmale, welche Ihr Gegenüber häufig erfüllen wird.
Selbstverständlich müssen diese Etikettierungen realistische Hintergründe haben. Jemand der haushoch versagt hat, sollte kein künstliches Lob, sondern konstruktives Feedback bekommen. Derartig künstliche Aussagen, können sich nämlich negativ auf die Glaubwürdigkeit und den Rapport auswirken.
Bleiben Sie also ehrlich und verstärken Sie nur Verhaltensmuster, die auch wirklich realisierbar und angemessen für Ihr Gegenüber sind.
30Tausend