Nachdem Sie bereits die ersten drei Gruppen des Milton-Modells kennengelernt haben, möchten wir Ihnen mit diesem Artikel die letzten drei Gruppen vorstellen. Auch hier hat wieder jede Gruppe einen eigenen Zweck und löst eine bestimmte Reaktion in den Zuhörern aus.
Was fällt Ihnen bei dem Satz: „Sie können ja mal überlegen, ob Sie morgen oder erst nächste Woche wieder hierher kommen?“ auf.
Haben Sie bemerkt, dass der Sprecher in diesem Satz davon ausgeht, dass Sie auf jeden Fall wiederkommen?
Präsuppositionen – Versteckte Vorannahmen (Gruppe4)
Präsuppositionen stellen den Zuhörer vor eine Scheinalternative. Sie geben dem Sprecher die Möglichkeit, den Zuhörer zwar vor eine Auswahl zu stellen – wobei jede der Auswahlmöglichkeiten allerdings auf die selbe Handlung hinausläuft. Diese Scheinalternativen kann man auf verschiedene Wege herstellen.
1. Verben der Wahrnehmung
Manche Verben beinhalten eine Vorannahme und lösen beim Zuhörer automatisch eine Reaktion aus.
Wortbeispiele: „Bemerken, spüren, erkennen, wahrnehmen, fühlen,…“
Anwendungsbeispiele: „Wann haben Sie bemerkt, dass Sie sich für unser Produkt entschieden haben?“ , „Seit wann fühlst du dich zu mir hingezogen?“, „Wie schnell kannst du wahrnehmen, dass sich dein Leben verändert?“
In den oberen Beispielen wird schon vorher angenommen, dass man sich bereits für ein Produkt entschieden hat, sich zu jemandem hingezogen fühlt und dass sich das eigene Leben verändert.
2. Adverbiale Bestimmungen der Zeit
Auch temporale Nebensätze geben dem Zuhörer Scheinalternativen vor, die letzten Endes zur gleichen Handlung führen.
Wortbeispiele: „Sobald, während, nachdem, seit, bevor, wenn..“
Anwendungsbeispiel: „Du solltest deiner Kreativität einfach freien Lauf lassen, bevor du beginnst ein fantastisches Kunstwerk zu schaffen.“
In diesem Beispiel wird durch den temporalen Nebensatz angenommen, dass ein fantastisches Kunstwerk geschaffen wird.
3. Vorgangsreihenfolge
Wenn Sie dem Zuhörer die Möglichkeit geben eine bestimmte Handlung später auszuführen, so bekommt er das Gefühl, frei über diese Handlung entscheiden zu können – obwohl er bloß den Durchführungszeitpunkt bestimmen kann.
Wortbeispiele: „Zuerst, danach, zweitens, drittens, viertens, als nächstes, schließlich,…“
Anwendungsbeispiel: „Sie können sich ja jetzt schon mal Gedanken darüber machen, wie Sie das Problem nachher lösen werden.“
In diesem Beispiel wird angenommen, dass ein bestimmtes Problem vom Zuhörer gelöst wird – früher oder später.
4. Adjektive und Adverbien
Auch Adjektive und Adverbien, beinhalten Vorannahmen.
Wortbeispiele: „Schwer, leicht, locker, intensiv, stark, schnell, tief“
Eine große Liste außerdem im Artikel 180 Magische Adjektive die verzaubern.
Anwendungsbeispiele: „Wie gerne möchten Sie diese Immobilie kaufen?“ , „Wie schnell werden Sie sich melden?“, Wie sehr können Sie sich entspannen?“
In den oberen Beispielen wird angenommen, dass der Kunde die Immobilie kaufen möchte, sich ein Zuhörer melden wird und jemand sich entspannen kann. Für Zuhörer bleibt nur offen wie schnell und intensiv diese Annahmen ausgeführt werden.
Indirekte Beeinflussung – Verdeckte Kommunikation (Gruppe5)
Durch das Milton-Modell haben Sie die Möglichkeit Ihre Zuhörer zu beeinflussen, ohne dies sichtbar zu zeigen. Jedes Wort löst ein Bild aus, welches das Verhalten in eine bestimmte Richtung lenkt. Sobald Sie also die geeigneten Worte benutzen, tritt auch ein bestimmtes Verhalten ein.
1. Eingebettete Befehle
Beim Einsatz von Eingebetteten Befehlen, benutzen Sie diese Erkenntnis. Sie formulieren einen Satz, in dem ein versteckter Befehl enthalten ist.
Anwendungsbeispiel: „Ich weiß nicht genau, ob SIE schon jetzt anfangen WERDEN DAS GELERNTE wirklich zu VERSTEHEN?“
Hier ist der eingebettete Befehl: „Sie werden das Gelernte verstehen.“ Auch wenn der Befehl im Satz verteilt ist, wird Ihr Unbewusstsein diesen Appell erkennen. Sie können Eingebettete Befehle auch mit einer Verneinung verwenden, da Ihr Unbewusstsein diese automatisch ignorieren wird.
Anwendungsbeispiel (Verneinung): „Es ist unglaublich wichtig, dass Sie jetzt nicht an einen pinken Elefanten denken.“
Um sich keinen pinken Elefanten vorzustellen, muss man sich zuerst ein eigenes, internes Bild davon machen – So wird zwanghaft der der Eingebettete Befehl befolgt.
2. Versteckte Fragen
Mit dieser Technik, bekommen Sie eine Antworte auf eine Frage, ohne jemals wirklich eine gestellt zu haben.
Anwendungsbeispiel: „Mich würde interessieren, wie viel Sie für dieses Produkt ausgeben würden.“
Bei dieser Satzkonstruktion, scheint es, als ob eine Frage gestellt wurde – obwohl der Sprecher nur seine Gedanken mitgeteilt hat. Dennoch wird der Zuhörer auf die scheinbare Frage antworten.
3. Analoges Markieren
Wenn man etwas analog markiert, verbindet man eine Satzaussage zur Unterstützung mit einem bestimmten Verhalten bzw. einer Geste.
Anwendungsbeispiel: „Ich kann mir nicht vorstellen, wie es ist wenn man (auf die andere Person zeigen) jemanden (auf sich selbst zeigen) kennenlernt, sich mit dieser Person (auf sich selbst zeigen) schon nach kurzer Zeit fabelhaft versteht und sich dann gemeinsam sofort wiedersehen möchte.“
Obwohl in den oberen Sätzen keine konkreten Personen genannt werden, signalisiert man dennoch, wer mit „man” und wer mit „jemand/dieser Person” gemeint ist. Durch diese Technik werden verdeckte Anker sowie Assoziationen gesetzt und man kommuniziert effektiv mit dem Unbewusstsein des Zuhörers.
4. Ambiguität (Mehrdeutigkeit)
Um die Fantasie Ihrer Zuhörer anzuregen, können Sie Mehrdeutigkeiten benutzen. Dadurch wissen Ihre Mitmenschen nicht genau, was die Aussage Ihres Satzes ist und müssen sie stärker auf sich wirken lassen.
Anwendungsbeispiel: „Ihre Gedanken, die die Emotionen auslösen und mit einem bestimmten Verhalten in Zusammenhang stehen können sie erfolgreich als eine wirksame Technik einsetzen und für Ihr Leben nutzen.“
In diesen Satz bleibt offen, ob die Gedanken Ihre Emotionen auslösen oder die Emotionen Ihre Gedanken. Deshalb muss jeder für sich selbst entscheiden, was der Richtigkeit entspricht.
5. Konversationspostulate
Manche Frage können so gestellt werden, dass sie den Zuhörer zu einer bestimmten Handlung auffordern.
Anwendungsbeispiele: „Wer kocht heute noch Kaffee?“, „Kannst du den Satz noch einmal lesen?“, „Weißt du, wie viel Uhr es ist?“
All diese drei Fragen beinhalten versteckte Aufforderungen: „Mach Kaffee“, „Ließ den Satz erneut“ und „Sag mir die Uhrzeit“.
6. Metaphorische Sprachmuster – Geschichten die lenken (Gruppe6)
Metaphorische Sprachmuster sind bildliche Geschichten, die eine Lehre bzw. eine Aufforderung beinhalten. Zuhörer werden zuerst diese Geschichten nachvollziehen und dann die genannten Lehren in das eigene Leben integrieren.
1. Zitate
Zitate machen es möglich eine Aussage zu tätigen, die scheinbar von einer höheren Autorität oder anderen Person stammt. Dadurch können Sie versteckte Aussagen oder Befehle äußern und gleichzeitig deren Wirksamkeit verstärken.
Anwendungsbeispiel: „Heute habe ich einen Film gesehen und dort meinte jemand: Wenn ich eine Person kennenlerne, möchte ich ihr echtes Wesen erkennen und wirklich wissen, wie ihre wahre Persönlichkeit ist.“
Diese Zitat könnte in Kombination mit Analogem Markieren dazu führen, dass Ihr Gegenüber sie besser kennenlernen möchte.
2. Metaphern
Metaphern sind die hohe Kunst der vagen Sprache. Dies wird in all den Märchen und Fabeln deutlich, die unsere Ideale und Glaubenssätze beeinflussen. Bildhafte Geschichten sind leicht zu verinnerlichen und bleiben im Gedächtnis. Außerdem sind diese Geschichten häufig so vage, dass sie für mehrere Problemstellungen eine passende Lösung bieten.
Anwendungsbeispiele finden Sie hier:
– Wie sich übertriebene Freundlichkeit auf die Anziehung auswirkt
– Das Chef-Prinzip
– Wenn man das Gold in der Kritik übersieht
Schlusswort
Wir freuen uns, dass Sie bis hier hin durchgehalten haben! Auch wenn das Milton-Modell sehr komplex wirkt, können Sie mit der richtigen Methode das volle Potential dieser gigantischen Trickkiste nutzen. Nehmen Sie sich ein bestimmtes Ziel vor, und schreiben Sie ein Sprachmuster, dass die gewünschte Reaktion in Ihren Zuhörern auslöst. Überlegen Sie dabei, welche dieser Techniken für Ihre Bedürfnisse am besten geeignet ist.
Das Milton Modell ist in vielen Bereichen anwendbar: Verkauf, Hypnose, Reden, Vorträge, Verführung und vieles mehr… Teilen Sie uns Ihre Erfahrungen mit und berichten Sie über Ihre Erfolge!
Hier nochmal ein Gesamt-Überblick aller Artikel:
– Milton Modell (1)
– Milton Modell (2)
– Milton Modell (3)
– Milton Modell (4)
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Dann schau Dir unser Buch an!
Ralf says
Ich habe Hypnosetechniken erlernt. was mir immer wieder fehlt ist die gute Ausarbeitung von suggestionstexten. Es wäre hilfreich hier Bücher lesen u können. Könnten Sie mir Empfehlungen geben?
Ganz liebe Grüße
Ralf Hellener
strellson says
wozu brauchst du denn die induktionen?
Renate Richter says
Auch hier geht es um hypnotische Sprachmuster/Milton Modell – eher auf die lockere Art, doch nicht weniger lehrreich: http://www.hpz.com/gratishypnosebuch/hypnosebuch.html
Viel Spass beim Lesen – vor allem von den Varianten des Vorwortes (schön aufmerksam lesen)
Renate Richter
„Erfolg braucht Gesundheit“
Andreas says
Ich persönlich finde Hypnose von Erickson,Rosi gut, dort wird vor allem erklärt, wie Suggestionen funktionieren, damit hat man ds Rüstzeug, mittels Milton Model seine eigenen suggestion passgenau anzufertigen.
LG Andreas