Schon in der Schule wurde uns beigebracht, dass man klug sein muss, um im späteren Leben einen guten Beruf zu bekommen. Dort war Intelligenz erforderlich, denn man musste Dinge auswendig lernen, Zusammenhänge verstehen und Gedanken in Worte fassen können. Im weiteren Leben und auf dem Weg zum Erfolg macht diese Art der Intelligenz oft viel weniger aus, als die sogenannte emotionale Intelligenz.
Mit Sicherheit kennen Sie auch solche Menschen, die von anderen als gefühlvoll, verständnisvoll und aufmerksam beschrieben werden. Immer wenn man diesen besonderen Menschen etwas erzählt, hat man das Gefühl, dass sie uns wirklich verstehen können und sogar unsere Emotionen nachempfinden.
Diese Fähigkeit ist ein Zeichen für hohe emotionale Intelligenz.
Emotionale Intelligenz bedeutet, sein Gefühlsleben intelligent steuern zu können.
Emotionen ausleben und trotzdem rational steuern
Besonders wenn die Gefühle intensiv werden, wie bei einem Streit oder einer Trennung, verlieren die meisten Menschen jede Kontrolle über sich, ihre Wortwahl, ihre Emotionen und ihren Verstand. Man lässt einfach raus, was einem gerade in den Sinn kommt und vergisst, welche Folgen bestimmte Dinge haben können.
In einem Streit kommt es beispielsweise schnell zu Beleidigungen. Manche Menschen werden dabei sogar richtig persönlich und greifen die Identität des anderen an, andere sind nur stur und schalten auf Durchzug.
All diese Reaktionen haben eines gemeinsam: Die Art der Emotion mag in dieser Situation nachvollziehbar sein, doch die Ausdrucksweise der Emotion ist übertrieben. Emotionen sind gut, doch emotional intelligente Menschen können ihre Emotionen sinnvoll und angemessen kommunizieren.
Emotionale Intelligenz gegenüber der Vernunft
Ein Mensch mit hohem Intelligenzquotienten, also hoher akademischer Intelligenz, aber mit geringer emotionaler Intelligenz, verlässt sich bei Entscheidungen eher auf seine rationalen Argumente und seine Vernunft.
Wenn ein solcher Mensch nun auf Partnersuche ist, wird er vermutlich die logischen Argumente für oder gegen den Partner abwägen und sich dann entscheiden, ob er mit dieser Person eine Beziehung eingeht oder nicht.
Jemand mit hoher emotionaler Intelligenz, kann die Persönlichkeit des anderen Menschen viel realistischer einschätzen und wird sich verstärkt auf die Aspekte des menschlichen Zusammenlebens konzentrieren. Folglich wird er eine viel glücklichere Beziehung führen.
Emotionale Intelligenz für Nichtakademiker
Der Intelligenzquotient sagt normalerweise viel darüber aus, wie sich jemand als Schüler, Professor oder Forscher schlagen wird. Je weniger akademisch die Tätigkeit ist, desto weniger wichtig ist auch der Intelligenzquotient. Hier spielt die emotionale Intelligenz die wichtigste Rolle.
Wer also erfolgreich mit seinen Mitmenschen kommunizieren möchte, jemanden beeinflussen oder überzeugen will, etwas verkaufen möchte oder auf Partnersuche ist, wird eher von hoher emotionaler Intelligenz profitieren können.
Der Umgang mit den eigenen Emotionen
Emotionale Intelligenz bedeutet auch, dass man sich jederzeit über die eigenen Gefühle klar ist und diese steuern kann, noch während sie auftreten. Es bedeutet, Herr über seine eigenen Gefühle zu sein. Wen also Gefühle wie Wut, Hass, Zorn oder Angst überfallen, der sollte wissen, wie er sich beruhigen und dagegen ankämpfen kann.
Emotional intelligente Menschen wissen auch was sie tun müssen, um sich selbst zu motivieren. Diese Eigenschaft ist für Erfolg sehr wichtig, da die Belohnung bei vielen Aufgaben erst nach langer, harter Arbeit eintritt. Wie beispielsweise bei einem Tennisprofi, der jahrelang trainiert, Diät gehalten und auf vieles verzichtet hat, bis er endlich zum Profi wurde.
Die 4 Säulen der emotionalen Intelligenz
Emotionale Intelligenz besteht aus vier Hauptsäulen, die alle miteinander verbunden sind. Nur wer alle Säulen beachtet und weiterentwickelt, kann seine emotionale Intelligenz ganzheitlich fördern.
1. Gefühle erkennen
Der erste Schritt besteht darin, seine eigenen Gefühle während sie auftreten zu erkennen. Anstatt einfach nur wütend auf jemanden zu sein, muss man während dieser Emotion bemerken, dass es sich um Wut handelt.
Dabei geht es nicht darum diese Wut loszuwerden, sondern lediglich darum die Emotion zu erkennen. Denn nur mit dieser Einsicht kann man die Wurzel der Emotion, in diesem Fall der Wut, verstehen und ggf. beseitigen.
2. Emotionen beherrschen
Als Nächstes geht es darum die Emotionen zu beherrschen. Man kann die eigenen Emotionen nicht wählen, aber man kann entscheiden, wie man mit einem Gefühl umgeht. Wir haben die Wahl, wie wir in einer Situation, einem Erlebnis oder nach dem Verhalten eines anderen Menschen reagieren.
Wer beleidigt wird und die gleiche negative Energie zurücksendet, hat sich bewusst oder unbewusst dazu entschieden. Emotional intelligente Menschen werden nach einer Beleidigung zwar auch Wut oder Ähnliches verspüren, können aber besser beurteilen, welche Reaktion in welcher Situation angemessen ist.
Um angemessen reagieren zu können, muss man lernen sich selbst zu beruhigen. Erst in Ruhe kann man nüchtern und neutral über eine Situation nachdenken. Diese Beruhigung kann einerseits durch Entspannung und andererseits durch aktive Ablenkung eintreten.
Falls sich negative Gedanken einschleichen sollten, muss man aktiv werden und sie bewusst bekämpfen. Dafür kann man beispielsweise seine bisherigen Gedanken in neuem Licht sehen und die eigene Denkweise infrage stellen.
Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird diese Sache eintreten? Was bringt es, wenn ich mir weiterhin darüber den Kopf zerbreche? Welche konstruktiven Dinge kann ich dagegen tun? Was nutzte mir mein bisheriges Verhalten?
3. Sich selbst motivieren können
Als dritten Punkt muss man lernen sich selbst zu motivieren und seine Ausdauer perfektionieren. Alle Menschen, die etwas erreicht haben, mussten anfangs sehr lange Zeit investieren, bis sie die Früchte dafür ernten konnten. Wer diese Fähigkeit trainiert wird selbstsicherer, durchsetzungsfähiger, selbstbewusster und ist besser in der Lage mit Problemen und Frustration umzugehen.
Weiterhin trainiert Ausdauer die Fähigkeit aufmerksam zu sein, obwohl man gerade stark emotional beeinflusst wird. Dadurch ist immer bei der Sache und kann Leistung erbringen, obwohl man gerade z.B. Wut empfindet.
4. Sich in die Emotionen anderer Menschen einfühlen können
Besonders bei Kindern sieht man dieses Verhalten. Fällt beispielsweise ein Kind hin und weint, so ist die Chance hoch, dass ein umstehendes Kind auch zu weinen beginnt, obwohl es sich gar nicht verletzt hat.
Menschen, die empathisch sind, können sich besser an andere anpassen, sind beliebter und auch im Liebesleben erfolgreicher. Bei Kindern bildet sich diese Fähigkeit dann aus, wenn Eltern sich emotional in die Kinder versetzen. Andernfalls kann es passieren, dass die Kinder emotional abstumpfen und die Fähigkeit erst wieder erlernt werden muss.
Dafür muss man seine Wahrnehmung schulen und andere Menschen sowie deren Körpersprache usw. detailliert wahrnehmen. Eine stark ausgeprägte Empathie kann sich sogar auf soziale und politische Kreise ausweiten. Sie ist z.B. einer der Gründe, weshalb manche mit ganzen Gruppen mitfühlen können und das Leid dieser Menschen verhindern möchten – z.B. Hilfsorganisationen usw.
Die Lähmung der Sinne ohne emotionale Intelligenz
Wie wir festgestellt haben ist emotionale Intelligenz ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Ohne sie werden wir von Emotionen gelenkt, unsere Sinne vernebelt und unser Urteilsvermögen gehemmt. Emotionale Intelligenz ist der Schlüssel für den Umgang mit uns, unserem Leben und unseren Mitmenschen. Es ist die Fähigkeit, die zwischen Misserfolg und Erfolg unterscheidet.
Mit emotionaler Intelligenz haben wir die Möglichkeit mit anderen Menschen zu harmonieren.
Ihre Aufgaben
1. Betrachten Sie sich bei der nächsten emotionalen, energischen Kommunikation einmal mit Abstand. Nehmen Sie wahr, welche Emotionen Sie fühlen und überlegen Sie, wie Sie diese Emotionen angemessen ausdrücken können.
2. Nehmen Sie die Gefühle anderer Menschen bewusst war. Achten Sie auf Körpersprache, Tonalität und Mimik. Versuchen Sie zu fühlen, was Ihr Gegenüber fühlt.
3. Trainieren Sie Ihre Ausdauer. Nehmen Sie sich etwas vor, das einige Zeit dauert und bei dem Sie erst zum Schluss die Belohnung kassieren werden.
Wenn das Thema emotionale Intelligenz Sie neugierig gemacht hat, könnten Sie die folgenden Bücher des führenden Forschers, Daniel Goleman, interessieren.
1. EQ. Emotionale Intelligenz
2. Soziale Intelligenz: Wer auf andere zugehen kann, hat mehr vom Leben
Foto: Sam Sherratt