„Coaching, Coaching, Coaching“, nie zuvor gab es so viele Angebote für Persönlichkeits- und Erfolgstraining. Heute ist fast jeder Coach, der ein paar Seminare besucht oder ein paar Bücher gelesen hat. Wegen des Überangebots und der vielen Scharlatane haben sich eine Menge Denkfehler über Persönlichkeitsentwicklung gebildet, die völlig falsch sind. Wir räumen heute mit den beliebtesten Denkfehlern endgültig auf!
1. Denkfehler: Persönlichkeitsentwicklung hat nur Vorteile.
So perfekt wie Persönlichkeitsentwicklung überall vermarktet wird, ist sie nicht.
„Was? Und das schreibt ‚Das Online-Magazin für erfolgreiche Persönlichkeiten‘?“
Jepp!
Obwohl Persönlichkeitsentwicklung aus unserer Sicht mehr Vorteile als Nachteile hat, möchten wir Dir auch die gerne verschwiegenen Nachteile zeigen.
Jeder, der sich mehr mit dem Thema beschäftigt und auf ein fortgeschrittenes Niveau kommt, wird merken, wie sehr sich seine Ansprüche verändern. Einerseits ist das natürlich gut, weil Du Dir viel weniger gefallen lässt. Andererseits ist es auch ein Fluch.
Wer lahm, faul, energieraubend, nervig, egoistisch, unselbstständig oder oberflächlich ist, wird gemieden – und mit dem neuen Wissen stellst Du plötzlich fest, dass mehr Menschen unter diese Kategorien fallen als Du vorher dachtest.
Mit Deinen „neuen Fähigkeiten“ kannst Du zwar mit jedem klarkommen und leicht Freundschaften schließen, allerdings kommen für echte Freundschaften immer weniger Menschen in Frage.
So hart es klingt: Obwohl Du bessere Social Skills hast, nutzt Du sie weniger, weil Du nur noch Menschen kennenlernen möchtest, die Dich psychisch weiterbringen.
Und diese Menschen zu finden ist gar nicht so leicht.
2. Denkfehler: Durch Persönlichkeitsentwicklung wird man jemand anderes.
Es gibt viele Menschen, die gegen Persönlichkeitsentwicklung mit dem Satz: „Ich will mir aber treu bleiben.“, argumentieren und eigentlich nur eine Ausrede für ihre Faulheit suchen.
In Wirklichkeit lernst Du Dich durch Persönlichkeitsentwicklung besser kennen als je zuvor.
Kaum jemand beschäftigt sich bewusst mit seinen Stärken und Schwachen, seinen Zielen und Ängsten oder seinen Erfolgen und Problemen. Auch über die Einflusskraft anderer Menschen oder des Umfelds, macht sich kaum jemand Gedanken.
Durch Persönlichkeitsentwicklung ändert sich das und Du nimmst manipulative Einflüsse viel genauer wahr als zuvor. Folglich kannst Du auch besser damit umgehen und Dich dagegen wehren.
Einflüsse gibt es viele: die hinderlichen Freunde, die nörgelnden Kollegen oder der extrem kritische Partner.
Was es auch ist, erst jetzt kannst Du bewusst entscheiden, ob Du diese Einflüsse auf Dich wirken lassen möchtest oder nicht.
3. Denkfehler: Durch Persönlichkeitsentwicklung wird das Leben zur Show.
Bei all den Techniken, Glaubenssätzen und Werkzeugen könnte man schnell annehmen, dass Persönlichkeitsentwicklung zu einer „Show des Lebens“ führt.
Kurz nach dem Einstieg in diesen Bereich mag das sogar stimmen, weil Du mit all dem neuen interessanten Wissen experimentieren willst. Außerdem versuchen viele krampfhaft das Gelernte irgendwie umzusetzen und stellen dann fest, dass es irgendwie nicht so richtig klappt.
Auf der anderen Seite gibt es Denkweisen und Werkzeuge, die perfekt zu Deiner Persönlichkeit passen und die Du ohnehin schon manchmal unbewusst genutzt hast. Jetzt bewusst im Gedächtnis, kommen diese Stärken noch mehr in Deinem Leben zum Vorschein und formen es noch stärker in die gewünschte Richtung.
Am Anfang ganz überfordert von all den Dingen, die Du bei Kommunikation, der Zielsetzung oder Deiner Körpersprache beachten solltest, werden die Dinge zu einem Teil Deiner Persönlichkeit.
Alles was nicht zu Dir passt, verschwindet ohnehin mit der Zeit wieder.
4. Denkfehler: Persönlichkeitsentwicklung ist nur Hokuspokus.
Obwohl Persönlichkeitsentwicklung sehr weit verbreitet ist, glauben manche Menschen immer noch, dass sie nichts bringt.
Doch eines ist sicher: Wer sich schon mal seinen Ängsten gestellt und sie überwunden hat, neue Glaubenssätze geformt oder jeden Morgen dieses Gefühl der Zuversicht gespürt hat, wird etwas anderes sagen.
Du entwickelst eben eine andere Einstellung zum Leben. Nicht mehr „was passiert nur mit mir?“, sondern „was mache ich heute?“ ist das Lebensmotto.
Du bist verantwortlich für Dein Wohlergehen und niemand schuldet Dir etwas.
5. Denkfehler: Persönlichkeitsentwicklung geht schnell und leicht.
Auch wenn viele Coaches und Trainer gerne etwas anderes vermitteln möchten: Persönlichkeitsentwicklung ist und bleibt schwierig! Nur ein oder zwei Bücher zum Thema allein bringen kaum etwas. Sie können nur anregen und den Grundstein für spätere Weiterentwicklung legen.
Wenn Du es wirklich willst, musst Du zuerst viele Täler durchqueren und Dich oft „entblößt“ fühlen bis Du Dich sicher fühlen kannst. Die Konfrontation mit all dem seelischen Ballast, den Du wahrscheinlich über die Jahre angeschleppt hast, geht nicht von heute auf morgen.
Es ist eher ein wiederkehrender Prozess, wobei Du jedes Mal ein kleines bisschen tiefer gräbst und neue Lektionen lernst. Eben genauso wie jeder andere Lernprozess auch. Schritt für Schritt bis ins Unendliche.
6. Denkfehler: Persönlichkeitsentwicklung ist die Wunderpille.
Nur weil Du Dich mit Persönlichkeitsentwicklung gut auskennst, liegt Dir die Welt noch lange nicht zu Füßen. Du musst Dich genauso anstrengen wie alle anderen Menschen auch. Allerdings hast Du ein anderes Gefühl dabei.
Du weißt, dass Du überall neu anfangen, Dich zu Recht finden, alle Probleme lösen, jedes nötige Wissen erlangen und Deine größten Wünsche aktiv zur Realität machen kannst. Es wird auch mit Persönlichkeitsentwicklung noch Wut, Angst, Ärger und Stress geben.
Doch Du lebst mit einem Gefühl der Gewissheit.
Wenn Du die harten und die schönen Phasen dieser Entwicklung durchmachen möchtest, solltest Du das tun. Wir haben vor mehr als fünf Jahren damit angefangen und würden es jederzeit wieder machen.
Gerne möchten wir Dich auf diesem Weg begleiten! Dafür haben wir „Die etwas andere Denkweise“ geschrieben!
Foto: christmaswithak
Don says
Hi zusammen! Ich bin noch sehr neu in dem Bereich und kenne hier diese Seite erst kurz. Fand den Artikel (und eure ganze Seite hier) wirklich gut und habe mich jetzt dazu entschieden, da mal weiter zu lernen und mehr zu erfahren. Ich erhoffe mir, dass ich dadurch selbstbewusster werde und endlich meinen Hintern hoch bekomme. Eigentlich habe ich ja große Ziele, aber das Fleisch will sich nicht anstrengen. Das Schlimme ist auch, die ganzen Wochen und Tage vergehen wie im Flug und ich hab immernoch nix geschafft. Entweder hänge ich bei Facebook rum, schaue mir Youtube Videos an oder gehe irgendwohin. Macht ja auch alles Spaß, aber bringen tut es mir kaum was. Mein Problem ist, ich seh das ein, aber es ändert sich nichts. Habe mir mal das empfohlene Buch bestellt und bin gespannt. Hört man ja immer wieder dieses „Denke nach und werde reich“. Vielleicht könnt ihr beiden Profis mir mal einen Ratschlag geben für meine Probleme. Gerne auch jemand anderes! 🙂 Ich bin euch echt sehr dankbar dafür.
Artur says
Hallo lieber Don,
herzlich willkommen bei uns!
Wir freuen uns sehr, dass wir Dein Interesse wecken konnten und Du Dich mit dem Thema Persönlichkeitsentwicklung beschäftigen möchtest. Im Archiv findest Du noch viele Beiträge, die Dir einen guten Start ermöglichen.
Beide Ziele, die Du hier beschreibst, sind wohl die häufigsten Gründe, warum sich jemand mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt.
Die Selbstsicherheit kommt mit der Zeit, wenn Du Dir konkrete Ziele vornimmst und diese immer wieder erreichst. Mit den Erfolgen kannst Du die Ziele höher setzen und damit wachsen. Das könnte vielleicht auch ein Grund für Dein Motivationsproblem sein. Hast Du schon einen Wochen oder Monatsplan mit Aufgaben, die Du Dir vornimmst? Wenn nicht, wäre das eine Idee.
Andererseits solltest Du Dir auch immer klar machen, warum Du eigentlich etwas tust.
Gerade bei Aufgaben, die wir glauben tun zu müssen, ist die Motivation immer sehr gering. Also such Dir einen höheren Sinn hinter einer Aufgabe, dann klappt es auch mit der Motivation.
Ein simples Beispiel: Du musst aufräumen und hast keine Lust? Dann denk daran, dass es Deiner Gesundheit schadet, wenn es schmutzig ist, Du Dich bei wichtigen Aufgaben nicht konzentrieren kannst, weil alles herumliegt und Dich diese beiden Dinge daran hindern XXX zu erreichen.
So eine Einstellung bekommst Du sicher nicht von heute auf morgen.
Wenn Du aber übst und Dir feste Pläne setzt, kommt es mit der Zeit.
Das Buch ist auf jeden Fall ein sehr guter Anfang, wenn Du zielorientierter sein willst. Übrigens: Die Geschichten aus dem Buch sind sehr motivierend und könnten Dir Energie für Deine Aufgaben geben.
Ich hoffe, dass ich Dir weiterhelfen konnte! Wenn es noch etwas gibt, dann frag ruhig 🙂
Viele Grüße
Artur
Renate Richter says
Hi – Danke für den Beitrag
Denkfehler Nr. 0 fehlt noch: Persönlichkeitsentwicklung? Brauch ich nicht!
Ich habe auf meinen Visitenkarten stehen gehabt und meine Arbeit auch immer so vorgestellt: Vitalisierung, Stressmanagement und Persönlichkeitsentwicklung –
Ziemlich oft hörte ich dann: mehr Power, weniger Stress sind schick: aber PE brauch ich doch nicht!!
Wenn schon Youtube Videos gucken, dann die richtigen gucken, Don! Suche mal
„Warum Veränderungen so schwierig sind“ von RKW
Ich bin davon überzeugt, dass das Ziel eine wesentliche Rolle spielt: WARUM/ Wozu lohnt es sich denn Aufzuräumen, Klar zu sein, was steht hinterher in meiner Grabrede?
http://energiebrief.dr-ramadani.de/manche-versaumnisse-kann-man-vermeiden
Alles Gute
RR
und übrigens – ich wollte den NW gerade abmelden, der Artikel hat mich doch wieder überzeugt: auch wenn ich nicht dazu komme, alles zu lesen – es lohnt auf jeden Fall
Danke
Artur says
Hallo liebe Renate,
freut mich sehr, dass Dir der Artikel gefallen hat! Dein Denkfehler Nr.0 passt ja so ein bisschen zum Denkfehler 4 🙂 Damit hast Du aber auf jeden Fall sehr recht.
Danke Dir für Dein Feedback zum Artikel und dem Newsletter!
Viele Grüße
Artur
Dr. Nico Rose says
Großes Dankeschön von meiner Seite – spricht mir aus dem Herzen. Möchte noch einen weiteren, überaus häufigen Denkfehler ergänzen:
Bei PE geht es immer um ein Ziel (Wenn man 90% der „Marketing-Versuche“ glauben mag: Erfolg, Erfolg, Erfolg, Reichtum, Macht).
Persönlichkeitsentwicklung ist aber an sich wertvoll. Hier gilt nun tatsächlich einmal das alte Bonmot vom „Weg als Ziel“. Denn auch ein echtes Ankommen am Ziel kann und wird es nie geben. Die alten Griechen wussten bereits darum, bei ihnen nannte sich das „epimeleia heautou“ (Selbstsorge oder „sich um sich selbst kümmern“). Nicht mehr – und erst recht nicht weniger…
Artur says
Hallo Herr Dr. Rose,
das ist ein klasse Ansatz! Man könnte höchstens sagen, das Ziel ist immer, in irgendeiner Form am sich zu arbeiten. Ein Endziel gibt es aber wirklich nicht, weil sofort ein neues Ziel entsteht, wenn man das erste erreicht hat.
Besten Dank für die griechischen Einsichten und Ihren Kommentar!
Viele Grüße
Artur
Taner says
Guter Artikel. Vor allem der erste Punkt ist interessant. Der Kontakt zu sich selbst wird immer größer, man beschäftigt sich mehr und mehr mit der unmittelbaren Realität. Ich glaube auch dass es unterschiedliche Definitionen von PE gibt. Ich glaube persönlich dass es einen großen Unterschied macht sich in der Breite oder in der Länge zu entwickeln. In der Breite meine ich, eine stabile Wahrnehmung zu der unmittelbaren Realität zu entwickeln. In der Länge ist das was man sich an Wissen und Erfahrung aneignet. Ich glaube auch dass man sich in der Länge seiner PE nur im Gleichgewicht, also Theorie und Praxis entwickeln an. Was die Breite angeht, so glaube ich, dass es sich hierbei weniger um die Entwicklung der beiden Gehirnhälften angeht, sondern eher um das Gleichgewicht zwischen Bewusstsein und Unterbewusstsein, also wie in einem Koordinatensystem die Y-Achse. Nach meiner Erfahrung geschieht diese Form der Weiterentwicklung meist nur durch Krisen (Tod, Trennung, usw.), ich kenne zumindest keinen Menschen der sich freiwillig mit seinem Unterbewusstsein beschäftigt, was ich auch logisch finde, da einem die Notwendigkeit hierzu in einer Phase der Wohlbefindens auch nicht bewusst ist bzw. wichtig erscheint. Es gibt hierzu einen tollen Film, Broken Flowers. Der Hauptcharakter besucht hierzu nach und nach seine Exfreundinnen von vor 20 Jahren. Die Erste schläft mit ihm, die Zweite lässt ihn in ihre Wohnung, die Dritte will ihn nicht sprechen, die Vierte schlägt ihn und die Fünfte ist Tod. Der Kontakt zu sich selbst und zu Anderen wird immer unmittelbarer, bis er seinen unmittelbarsten Punkt findet, dem Tod. Alles passiert wie es passieren muss, aber ich kann nur sagen, wirkliche PE ist zwar ne schöne Sache, kann aber auch einsam machen und bringt auch immer eine neue, größere Verantwortung mit sich. Wenn man allerdings keine andere Wahl hat, sollte man es annehmen, es lohnt sich.
Leon Faber says
Ein sehr inspirierender Artikel. Mal sehen, ob mir auch so ein Blog gelingt 😉
Uwe Schwarz says
Ein weiterer Punkt könnte hier auch sein, dass die wenigsten überhaupt wissen, was so was wie eine Persönlichkeit eigentlich ist (subjektiv erfahren, nicht konzeptuell). Was entwickle ich da eigentlich? Die Persönlichkeit ist eben kein homogenes Gebilde, einer Skulptur ähnlich, die man bearbeitet wie ein Bildhauer.
Aljoscha Laschgari says
Ja, ich stimme zu. Persönlichkeitsentwicklung hat meine Gesundheit, meine Beziehungen, meine Arbeit und mein Wohlbefinden positiv verändert und ich bin froh, dass ich vor 4 Jahren damit angefangen habe.
Marius says
Vielen Dank für diesen tollen Artikel! Es gibt leider nur wenige Menschen, die sich ernsthaft mit diesem Thema auseinander setzen…
Fabian says
Klasse Beitrag, bin richtiger Fan eurer Seite. Besonders gut fand ich das Interview mit Alex Fischer.
Weiter so !