Wir wissen alle, was wir in unserem Leben falsch machen. Zum Beispiel gehen wir alle häufig bewusst über eine rote Ampel, nur um Zeit zu sparen – aber später vom Ordnungsamt erwischt zu werden. Bewusst Fehler zu machen scheint ein natürlicher Prozess zu sein, der entweder aus Faulheit oder Angst entsteht.
Ein Fehler, den wir immer wieder begehen und zu spät erkennen, ist das sogenannte „Overthinking“. Wir Menschen denken jeden Tag viele Stunden über das Leben, unsere Vergangenheit, die Zukunft und über viele andere Dinge anch. Wenn es im Leben jedoch ernst wird und eine wichtige Entscheidung bevorsteht, zerstören wir mit unserer Kraft der Gedanken uns selbst.
Es ist, als würde man die Idee bzw. Entscheidung mit den eigenen Fäusten so lange boxen, bis sie bewusstlos am Boden liegt und wir nichts mehr machen können. Am Ende heißt es „Es ist zu riskant, ich lasse es lieber“.
Laut einer Studie leiden Frauen häufiger unter dieser Macke. Dazu kommt noch, dass Overthinker häufiger zum Alkohol greifen. Rund 73 Prozent der 25 – 35 jährigen verglichen mit 52 Prozent der 45 – 55 jährigen. Nur 20 Prozent der 65 – 75 jährigen greifen zur Flasche. Es scheint, als wären die jüngeren Leute etwas labiler.
„Ich bin… ich kann… das kann doch nicht….“
Erfolgreiche aber naive Persönlichkeiten gehören nicht zu den Overthinkern. Sie haben eine Idee, glauben daran und legen einfach los. Auch wenn sie dabei etwas verlieren können oder schon andere ihre Idee umgesetzt haben. Auf einmal sind sie damit irgendwie erfolgreich geworden und machen immer weiter.
Auch bekannte Fussballspieler gehören dazu. An ihnen erkennt man häufig, dass sie nicht die Klügsten sind und über die vielen Millionen Zuschauer, den Druck und die Verantwortung gar nicht nachdenken. Sie spielen einfach ihr Spiel und kicken den Ball ins Tor.
Wie erkennst Du „Overthinking“?
Wir merken schnell, wenn wir etwas zerdenken. Man erkennt es, wenn sich negative Emotionen in unsere Gedanken einschleusen und wir von der anfangs guten Idee plötzlich nur schlechtes denken.
Dabei zerdenken wir eine Sache nur, weil sie uns Tief im Inneren sehr wichtig vorkommt. Aber weil es sich um eine Entscheidung handelt, in der wir Opfer bringen und hart arbeiten müssen, kommt unsere böse Seite zum Vorschein und zerstört die Vision.
Fakt ist: Overthinking heißt nur, dass wir alle möglichen Szenarien in unserem Kopf abspielen, die eintreten können – dazu gehören auch die absolut unrealistischen.
Sobald Deine Gedanken sich vom Guten ins Böse verwandeln, denkst Du zu viel nach. Du weißt, dass es Dein Vorhaben wichtig ist und Dich in eine bessere Welt bringen könnte, z. B. wenn Du Dich für die Selbstständigkeit oder für ein neues Leben im Ausland entscheidest. Egal worum es geht, Du zerdenkst es nur.
Wie kannst Du damit aufhören?
Es gibt viele Wege, sich vom Overthinking zu trennen. Da es sich um eine Art „Volkskrankheit“ handelt, ist eine absolute Genesung wohl nicht garantiert. Wir haben hier jedoch einige Punkte aufgelistet, die Overthinking erheblich reduzieren.
Vermeide Menschen, die Dich zum Overthinking verleiten: Overthinker gibt es überall. Du bist wenigstens einer, der daran etwas ändern will. Deine Mitmenschen wahrscheinlich nicht. Also halte möglichst viel Abstand zu denen. Ihr negativer Einfluss zieht Dich nur runter.
Schreibe Deine Gedanken auf: Gedanken sind etwas Vages, das wir nicht sehen und anfassen können. Schreibe sie auf. Egal, an was Du denkst, schreib einfach darauf los und schau Dir täglich Deine Gedanken auf einem Blatt Papier an. Du wirst merken, wie hilfreich diese Übung ist!
Rede mit Dir selbst: Stell Dir vor, Du sitzt mit Deinem normalen bzw. logischen Ich an einem Tisch. Was würde es Dir raten? Welche Hilfe bietet es Dir an? Es beruhigt uns, wenn wir mit unserer ruhigen und selbstsicheren Seite sprechen.
Lenke Dich ab: Am besten mit Deiner Lieblingsmusik, einem Film oder Buch. Egal was. Gehe nach draußen, treibe Sport, male ein Bild. Manche Leute denken einfach an die Farbe Schwarz und das ganze dreißig Minuten lang. Sobald Du wieder aufgetankt hast, denkst Du nochmal über alles frischer nach.
Schreibe die schlimmsten Szenarien auf: Entweder alles geht schief, kaum etwas verändert sich oder alles wird viel besser. Da wir Angst vor den schlimmen Dingen haben, solltest Du Dir Zeit nehmen und Dich auf diese konzentrieren. Achte dabei aber darauf, dass es auch realistische Szenarien sind.
Bring Dich zum Lachen: Schau Dir eine Komödie, Deinen Lieblings-Stand-Up-Comedian oder etwas anderes an, das Dich zum Lachen bringt. Die positiven Emotionen sind wie Balsam für die negativen und machen Dich immer wieder locker.
Denke an die Zukunft: Dir soll bewusst sein, dass die Zeit rasend schnell vorbei geht und dass die „schlimme Zeit”, die bevorsteht, nur eine kleine Sekunde ist. Stell Dir vor, Du entscheidest Dich für das Risiko und Deine Vorstellung entwickelt sich besser, als Du es Dir vorgestellt hast. Denn genau das kann passieren.
Mache Dir klar, dass Du nichts perfekt hinbekommen wirst: Die für uns wichtigste Tatsache und Medizin gegen das Zerdenken. Du bist auf diesem Planeten, um ein Mensch und nicht um perfekt zu sein. Genauso wie Fehler vorprogrammiert sind, wird es für immer und ewig eine Lösung geben, wenn es Dir mal weniger gut geht. Sobald Du etwas riskiert und Dich Deinen Ängsten gestellt hast, wird die Zeit kommen, an der Du dennoch sehr stolz auf Dich sein wirst.
Fazit
Über eine Sache lange nachzudenken ist vollkommen normal. Wenn eine wichtige Entscheidung bevorsteht, sollten wir lange nachdenken und auch verschiedene Ergebnisse durchgehen. Sobald dieser Vorgang jedoch ins Negative schwankt, uns extrem nervös macht und wir merken, dass wir nicht mehr klar denken können, ist das Overthinking.
Wir befinden uns dann in einer Spirale, aus der wir nur dann herauskommen, wenn wir uns für den „einfachen“, feigen Weg entscheiden. Lasse es niemals so weit kommen und sorge immer dafür, dass es der richtige Weg ist, für den Du Dich entscheidest.
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Stef says
Toller und sehr hilfreicher Post. Ich habe auf jeden Fall zu den Overthinkern gehört und tendiere auch jetzt noch teilweise dazu. Aber auch ich habe einige der oben genannten Tipps angewendet (worst case scenario, denke an die Zukunft). Dann habe ich eine Entscheidung getroffen. Ich habe vor einiger Zeit meinen Job gekündigt und werde am 01.08. selbstständig sein. Die Angst zu versagen ist natürlich nicht vollkommen verschwunden, aber ich weiß, dass mein worst case scenario nicht schlimmer ist, als die Vorstellung daran ein Leben lang zu denken, was wäre, wenn ich dieses „Risiko“ eingegangen wäre.
Alles zu Papier zu bringen, was ich denke, verhilft mir auch sehr zu Klarheit. Ich habe gelernt, dass meine Angst mir einfach nur zeigt, dass mir die Sache unglaublich wichtig ist und ich es schaffen möchte meine Träume und Ziele zu verwirklichen. Man muss im Leben Risiken eingehen, um das zu Erreichen was man möchte. Und wenn kein Tag vergeht, an dem man nicht daran denkt, sollte man es wagen. Man lebt nur einmal und sollte dafür sorgen, dass ein Leben ausreichend und man nicht am Ende denkt, hätte ich nur… Buchempfehlung dafür ist: Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bereuen von Bronnie Ware!
Michael S. says
Hallo Stef,
vielen Dank für Dein Beitrag und dass Du Deine Erfahrungen mit uns teilst! Du scheinst schon zu wissen, was Du willst und wie Du es angehen möchtest. Ich finde die Vorstellung auch furchtbar, später Taten zu bereuen, die ich nicht getan habe als umgekehrt. Klar, Overthinker sind wir alle. Wer diese Macke aber frühzeitig erkennt und lernt, mit ihr umzugehen, bewegt etwas in sich. Und – wie Du es schon sagtest – die Angst wird auch niemals vergehen. Aber wer etwas schwieriges aufbauen will, muss schwierige Entscheidungen treffen. Ich jedenfalls habe und werde es immer tun. Du hast es schon auf den Punkt gebracht: Das Leben ist einfach zu kurz, um es in die falschen Gedanken, Berufe, Orte oder Menschen zu investieren. Wir gratulieren Dir jedenfalls, dass Du den schwierigen Schritt in die Selbstständigkeit gewagt hast. Viel Erfolg dabei! Danke auch für die Buchempfehlung! Ich schaue es mir mal genauer an.
Viele Grüße, Michael
Jan says
Sehr gute Anwort!!! Hat mich irgendwie tief bewegt. Ich wünsche dir sehr viel Erfolg und alles erdenklich Gute!!! Falls du irgendwie Hilfe benötigst melde dich gerne!
lg Jan
Lena says
Ich selbst bin auch gerade in einer solchen Situation. Ich spiele Handball und ich merke im Spiel einfach immer, dass wenn ich einfach Mal spielen würde anstatt über die nächsten Schritte nachzudenken wäre ich tausendmal besser…
Ich habe Respekt davor, nicht gut genug zu sein obwohl ich weiss das ich es eigentlich könnte…