Diese Sprüche kommen von allen Seiten: „Lebe im Jetzt! Mache das, worauf Du jetzt gerade Lust hast! Gönne Dir was und genieße das Leben, solange Du kannst! Koste es voll aus!“
Obwohl diese Sprüche weit verbreitet sind, schaden sie Deinem Wohlstand enorm. Es ist die typische Mittelklasse-Denkweise, sich die Dinge zu kaufen, die man angeblich braucht.
Eine große Wohnung, ein Auto, teure Klamotten, regelmäßig außwärts essen gehen, das Wochenende in teuren Clubs und Bars verbringen, Pauschalreisen und irgendwann selbstverständlich ein Eigenheim.
Je mehr die Mittelschicht verdient, desto mehr gibt sie aus.
Kein Wunder, dass viele Menschen mit einem guten Einkommen finanziell nicht zurechtkommen und große Probleme haben, wenn sie ihren Job verlieren. Mit dem „Ich-lebe-im-Jetzt“-Lifestyle konnten sie niemals Geld zurück legen und bleiben deshalb im Abhängigkeits-Kreislauf gefangen.
Fast alle Menschen denken so.
Sie „gönnen“ sich nach einer harten Arbeitsphase mal wieder etwas Teures, denn schließlich macht dies das Leben lebenswert und man arbeitet ja dafür.
Und ja, man soll sich Dinge kaufen und Dinge erleben, die einem wirklich gut tun und die den Unterschied im Leben machen. Doch die meisten Dinge, machen keinen Unterschied oder erfreuen uns nur sehr kurz.
In Wirklichkeit finanziert man mit vielen Dingen, die man sich leistet, nur die Altersvorsorge und Visionen anderer Unternehmer.
Hört sich hart an, ist aber so. Und deshalb ist „im Jetzt leben“ häufig fatal und kurzsichtig.
Wohlhabende Menschen und erfolgreiche Unternehmer leben komplett anders. Sie nehmen einen Großteil ihres Einkommens und nageln ihn fest, noch bevor sie irgendetwas konsumieren. Meist wird der separat in einem Konto abgelegt oder in wertsteigernde Anlagen investiert.
Die Mittelschicht kauft:
- Teure Kleidung
- Essen und Trinken an teuren Orten (z. B. Sehenswürdigkeiten und Events)
- Häuser, in denen sie selbst wohnen
- Markenprodukte, die genauso gut sind, wie nicht Markenprodukte
- Pauschalreisen
- Premium Entertainment Produkte
- Mitgliedschaften und Abos, die alle Eventualitäten absichern (z. B. All-in-one Mobilfunkverträge, obwohl nur ein geringer Bruchteil genutzt werden müsste)
- Kredite, mit denen sie sich noch mehr kaufen können
Grundsätzlich wertfallende oder wertstabile Dinge, die kurzfristig wenig Gedankenarbeit erfordern, sich aber langfristig zu einem Kosten-Monster entwickeln und nur einen kurzfristigen Nutzen bieten.
Wohlhabende Menschen kaufen:
- Qualitative Kleidung, die lange hält
- Essen und Trinken in größeren Mengen, um von Rabatten zu profitieren
- Häuser, die sie vermieten
- Markenprodukte, die besser sind, als nicht Markenprodukte
- Individuelle Reisen, die sie sich selbst zusammenstellen und bei denen sie genau entscheiden können, was sie sehen wollen und was nicht
- Bücher und Weiterbildung
- Erfahrungen
- Mitgliedschaften, die ihnen Türen öffnen und sie selbst weiterentwickeln
- Kredite, mit denen sie noch mehr verdienen können
Grundsätzlich wertsteigende Dinge, die kurzfristig viel Gedankenarbeit erfordern, aber einen langfristigen Nutzen und Mehrwert bieten.
Natürlich sollte man im Jetzt leben und das Beste aus jedem Tag machen. Doch „das Beste daraus zu machen“ bedeutet nicht, dass man jeden Tag Marketing-Impulsen und der Meinung der Masse nachgehen sollte.
Ganz im Gegenteil.
Wir glauben, dass jeder einen langfristigen Plan haben sollte. Wie soll Dein Leben später aussehen? Wie willst Du Leben? Was ist Dir wirklich wichtig? Woran misst Du, dass Du persönlich erfolgreich bist? Geld? Freiheit? Neue Eindrücke? Die Menschen, um Dich herum?
Diese Fragen und Dein langfristiger Plan werden Dir hoffentlich Aufschluss darüber geben, ob und wie Du konsumieren solltest.
Was denkst Du darüber? Wir freuen wir uns auf eine Diskussion!
Foto: Thomas Hawk
Aljoscha Laschgari says
Ich wollte noch eine andere Perspektive zu „im jetzt leben“ beisteuern. „Im jetzt leben“ kann auch bedeuten, dass ich durchaus Pläne für die Zukunft habe, aber diese Pläne konzentriert und fokussiert „im jetzt“ umsetze.
Peter Reitz says
Schöner Artikel zum Thema „Im Hier und Jetzt leben“. Ich denke, der Artikel bezieht das Zitat sehr auf das wirtschaftliche Dasein, das natürlich sehr wichtig ist. Ich könnte mir vorstellen, das viele Menschen darunter noch etwas ganz anderes verstehen. Z.B. offen zu sein für den Tag und andere Menschen, für das Leben an sich, für neue (auch gewinnbringende! Ideen). Für lebendiges, unerwartetes usw. So könnte der Artikel auch heißen: „warum im jetzt leben dich kreativ, motiviert und reich macht (machen kann…) Was auch imme „reich sein“ bedeutet… 😉 Reich sein könnte nun auch bedeuten, ich arbeite nur soviel, wie ich zum Leben brauche, mehr nicht. Alles was wir besitzen, besitzt auch uns!
Ildiko Varga says
Guter Artikel, sehr gut beschrieben, wie sich das Denken zwischen erfolgreichen und nicht erfolgreichen unterscheidet. Das langfristige Denken ist eben der Schlüssel dafür.
Ich habe bisher leider so gelebt, wie die meisten. Aber ich bin derzeit schon dabei, umzudenken. Und ich finde es auch viel interessanter, erst mal „zu verzichten“, damit dann langfristig die Freiheit kommt.
Ildiko Varga says
Peter, das ist wohl wahr. Es kommt eben darauf an, was „reich sein“ für einen bedeutet. Und diese Idee, dass man sein „Minimum“ verdient, um eben freie Zeit für schönere Dinge zu haben, ist echt mutig. Ist auf jeden Fall eine ganz andere Denke in unserer heutigen Zeit.
Rigo Dade says
Wirklich toller Artikel, kann ich so komplett unterstreichen. Ich kenne so viele Menschen, die eigentlich genug verdienen, trotzdem sind sie „dauer pleite“. Wie hier schon beschrieben, liegt es einfach an den „Verbindlichkeiten“ die man sich zulegt, Autos die man kaum zahlen kann, Handy-Verträge etc. So wird nach und nach immer mehr angesammelt und am Anfang eines Monats, fressen diese Dinge einen Großteil des Einkommens sofort auf. DH man bringt sich selber in eine sehr sehr schlechte Situation. Dazu wird kaum Geld für Bildung, Bücher, Audiobücher, etc, ausgegeben. Ich kann jedem nur das Buch, Rich dad Poor dad – ans Herz legen, mir hat es damals die Augen geöffnet. Dazu gibt es ein paar sehr gute Regeln, die man sofort umsetzen kann, z.B. jeden Monat 10% von seinem Geld weglegen, dieses Geld ist dann früher oder später zum vermehren da. Danach kann man noch weiter gehen, 10% für Bildung, etc.
Stefan says
Interessanter Artikel und es timmt, von überall her kommt der Thenor „Lebe im Jetzt“, doch kaum jemand weiß, was damit gemeint ist. Viele denken dann wirklich: „Ok, dann gebe ich das Geld, das ich habe gleich wieder aus.“
Den Leuten gehört vielmehr erklärt, dass das Motto (ich bezeichne es jetzt mal so) „im Jetzt leben“ einen viel tieferen Sinn haben sollte und auf jeden Fall nicht bedeutet, gar nicht an morgen zu denken.
Meiner Meinung nach heißt im Jetzt leben, JETZT zu tun, was notwendig ist, um MORGEN das zu erreichen, was morgen das Ziel ist (im übertragenen Sinn), und das jeden Tag. Dies bedeutet auch, im Jetzt die Situation so zu akzeptieren, wie sie nun mal ist und von dort zu starten, um sein Ziel morgen zu erreichen.
Liebe Grüße aus Salzburg
Stefan
Yasemin A. says
Die Abwägung von längerfristigen und kurzfristigen Interessen ist ein Thema, was mir in regelmäßigen Abständen Kopfschmerzen bereitet. Einerseits wird aus buddhistischen Richtungen, die Achtsamkeit und Aufmerksamkeit propagieren, das „Leben-im-Jetzt“ hochgehalten … andererseits aus primär wirtschaftlicher Perspektive, die Erfolg an finanziellen Kriterien und das Erreichen von längerfristigen Ziele bemessen, die Askese wertgeschätzt, wie letztlich im berühmten „Marshamallow-Experiment“ oft bestätigt wird. Für emsige und zielstrebige Menschen mag das zweite Lebenskonzept passender sein dagegen sprechen allerding viele aktuelle Bücher zum Thema, was Sterbende im Leben am meisten bereuen… und das ist leider oft: Das Leben nicht genug genossen zu haben.
Ich frage mich also wie man längerfristige und kurzfristige Ziele in einer Balance halten kann. Denn irgendwie müsste das ja möglich sein, auch wenn man wenig Anleitung bekommt, wie das genau von statten gehen soll. Pauschalisierende Artikel wie dieser sind da auch nur bedingt hilfreich, weil „im-hier-und-jetzt-Leben“ ja nicht per se schlecht ist und nicht arm und abhängig machen muss. Allerdings führt _ausschließliches_ im Jetzt Leben und das Morgen vergessen sicherlich dazu. Daher danke für den Artikel, da er auf die Gefahren und negativen Konsequenzen einer solchen Lebensweise hinweist. Nichtsdestotrotz wird das Konzept auch einfach nur oft missverstanden und fair deutend ist „Das Beste aus dem Tag machen“, seine Bedürfnisse wahrnehmend und sie gegen Zukunftswünsche abzuwägen.
Wahrscheinlich ist das Thema deswegen so schwierig, weil es immens individuell ist und man konkrete Handlungsweisen nicht pauschal weitertragen kann, sondern nur Methoden und Fragen als Hilfestellung anbieten kann. Zu allererst muss wohl jeder selbst erkennen, was seine Bedürfnisse heute und was seine Wünsche für die Zukunft sind, wie man seine Ziele erreicht und was man heute aufgeben muss, um das zu erreichen und letztlich, ob man das auch wirklich aufgeben möchte, denn einzuwenden ist, dass sich viele Chancen im Leben einem nur einmal eröffnen.
Das finanzielle Problem fängt dann an, wenn man sich genau über solche Sachen im voraus keine Gedanken gemacht hat. Wie definiert man für sich selber „Reichtum“. In welchen Bereichen will man finanziell reich sein und in welchen nach Erfahrung?
Letztendlich sollte man Geld als Investition sehen:
Wofür will man sein Geld _investieren_ , um entweder längerfristiges Wohlergehen, Erfahrungen oder Bereicherung in jedweder Art, die man nicht als Verlust sieht, zu gewinnen. Das Prinzip der Nachhaltigkeit als Kriterium anzuwenden kann einem dabei helfen. Die findet man ja übrigens schon in der oben genannten Auflistung in dem Artikel.
Wie viele Menschen sind zu faul sich einen günstigeren Stromanbieter nach ihrem aktuellen Bedarf zu suchen? Wie viele zu bequem Kontoauszüge nach unnötigen Ausgaben zu durchschauen? Wie viele den wirklichen Nutzen von SMS, Internet, Telefongesprächen festzuhalten, um einen individuellen Tarif zu finden? Wie viele Menschen schaffen sich unnötige Dinge an, die sich nur zweimal im Jahr nutzen oder im schlimmsten Fall gar nicht und genausogut ausleihen könnten? Wie viele Menschen investieren in Zusatzrenten-, Lebens- und Krankenversicherung und wie viele davon würden sich die Mühe machen zu wechseln, wenn es einen „besseren“ gibt? Wie viele Menschen besitzen in der Stadt ein eigenes Auto, obwohl man mit Car-Sharing immens viel sparen könnte? Eigentlich sind die Zahlen ja auch egal, relevant für einen selber ist, ob man das beste aus dem Leben rausholt und das eben auch nach seinen finanziellen Möglichkeiten.
Aber eins will ich trotzdem noch einmal erwähnen: „Im-Jetzt-Leben“ bedeutet nicht, dass man faul und bequem ist! Denn das „Jetzt“ erstreckt sich als Kontinuum auf jeden Moment der Zukunft 🙂
Afschin says
Leider finde ich den Beitrag sehr oberflächlich, hier wird ein ganz falsches Bild vom „Hier und Jetzt“ vermittelt. „Hier und Jetzt“ bedeutet doch nicht, dass du nicht planen, und wie ein armer Schlucker leben sollst.
Damit ist viel mehr gemeint, dass du in deinem TUN präsent bist, ganz egal was du gerade machst. Es hat was mit Achtsamkeit zu tun.
Hier sind 2 total unterschiedliche Themen vermischt worden: Einmal das unbedachte Konsumieren der Mittelschicht und das andere ist die Achtsamkeit.
Wer Achtsam ist und im Hier und Jetzt lebt, würde gar nicht so leben, wie du es oben beschreibst.
Herzliche Grüße & Happy Montag 🙂
Afschin
Norbert says
Ich glaube, die Verfasser dieses Artikels haben die Grundkonzepte des Buddhismus nicht verstanden. Das im „hier und jetzt“ leben bedeutet nicht, zu überlegen, wie ich genau jetzt meine Bedürfnisse durch Konsum befriedigen kann oder wie sich meine Selbstdarstellung gegenüber anderen Menschen hier und jetzt maximieren läßt. Sondern es geht darum, dass in den Köpfen der Menschen zu 95% der Zeit entweder ein Heimatfilm abläuft (was haben sich in meinem bisherigen Leben für Tragödien abgespielt) oder es läuft gerade ein Science Fiction Movie (was könnte in der Zukunft Schlimmes passieren oder was könnte mein zukünftiges Leben beeinträchtigen). Und das kostet sehr viel Lebensenergie, die unnötig verbraten wird weil man weder an den falschen Entscheidungen der Vergangenheit etwas ändern kann und man kann noch weniger abschätzen, was die ungeborene Zeit der Zukunft für einen bringen kann. Es bringt also durchaus einen erheblichen Vorteil, sich mit seinen Gedanken hauptsächlich auf das „hier und jetzt“ zu konzentrieren denn genau in dieser Zeit werden die Weichen für die Zukunft gestellt.
Wer den Film „Butterfly Effect“ gesehen hat, hat annähernd eine Vorstellung davon, welchen dramatischen Einfluss geringfügiger Änderungen der Gegenwart auf das ganze zukünftige Leben haben können.
Andererseits finde ich die Idee gut, finanzielle Investitionen dahingehend zu überprüfen, welchen gegenwärtigen und zukünftigen Wert sie erbringen. Jeder Kauf eines Konsumartikels sollte dahingehend bewertet werden, welchen Wert er tatsächlich erbringt. Oft geht es nur darum, sein persönliches Belohnungssystem zu befriedigen und das ist recht oft nur herausgeworfenes Geld.
Die persönliche Verschuldung für Konsum ist der erste und beste Weg in die moderne Sklaverei. Ich glaube, dieser Spruch stammt von Gerald Hörhan.
Tim Wolff says
Am besten ist doch beides! Das setzt natürlich ein gutes Einkommen voraus! Darauf würde/habe ich mich konzentriert.
Und wenn ich alles jetzt mache – dann fehlt etwas ganz wichtiges: Vorfreude ☺️