Am 11. und 12. Oktober waren wir beim Entrepreneurship Summit 2014 in Berlin zu Gast und wollten uns von den Gründern und Geschichten inspirieren lassen.
Federführender Organisation und Host des Events ist die „Stiftung Entrepreneurship“ und vorneweg Prof. Günter Faltin, der mit seiner Teekampagne und dem Buch „Kopf schlägt Kapital“ ziemlich bekannt in der Szene geworden ist.
Das Event startete im Universitätsgebäude der Freien Universität Berlin und beherbergte rund 1.500 Teilnehmer und ca. 150 Sprecher.
Nach einem Flug von Düsseldorf nach Berlin und dem Empfang in der Lobby ging es auch gleich mit zahlreichen parallelen Vorträgen los, die sich mit den unterschiedlichsten Themen beschäftigten.
Man hat schnell gemerkt, welche Themen viel Anklang unter den angehenden Unternehmern fanden, denn die Anwesenden-Dichte in den Vortragsräumen variierte teilweise gewaltig.
Ganz groß waren aber die Themen:
- Social Entrepreneurship: Wie kann ich ein Unternehmen führen, dass profitabel ist, aber vor allem auch einen guten Zweck verfolgt und ethisch handelt?
- Crowdfunding: Wie kann ich meine Geschäftsidee ohne einen klassischen Investor, sondern durch die Crowd finanzieren?
- Lifestyle Business: Wie verdiene ich genug Geld, um ein Unternehmen zu führen und gleichzeitig durch die Welt zu reisen?
Es gab viele Leute mit unterschiedlichen Ideen und viele Sprecher mit ersten guten Ansätzen.
Was uns gut gefallen hat
1. Community
Wenn man so viele verschiedene (angehende) Unternehmer trifft, hat man eigentlich immer eine super Zeit. Ideen austauschen, Gesprächsstoff finden, Impulse geben: all diese Dinge kommen dann ganz natürlich und zwei Tage von anderen motivierten Menschen umgeben zu sein, ist einfach klasse.
2. Praxisnähe und Interaktivität
Die Sprecher in den Vorträgen waren sehr praxisorientiert und haben viel von ihren eigenen Erfahrungen erzählt. Man konnte am Ende jeden Vortrags ausgiebig Fragen stellen und bekam seine Antworten. Auch die Nähe zu den Sprechern war super, da man nach jedem Vortrag einfach auf die Bühne gehen und „Hallo!“ sagen konnte. Bei vielen Events sind die Sprecher so schnell weg, wie sie auf die Bühne gekommen sind. Dies war hier aber nicht so.
3. Preis
Für einen Teilnahmepreis unter 100 € bekam man zwei Tage lang interessante Vorträge, Inspiration und konnte sogar noch die verschiedenen Produkte der Unternehmer testen – Brezeln, Donuts, Teilchen und leichte Getränke waren sogar auch im Preis enthalten.
Was uns nicht so gefallen hat
1. Location
Die Location selbst war schön, aber nur etwas zu groß für die ca. 1.500 Teilnehmer. Dadurch haben sich die Gruppen etwas verlaufen und es war nicht so selbstverständlich, mit anderen Menschen ins Gespräch zu kommen oder gar jemanden wieder zu finden. Auch gegen Abend wurde die Location schnell recht leer, da die Freie Universität etwas außerhalb des Zentrums von Berlin liegt und die meisten noch längere Fahrten vor sich hatten. Das war etwas schade, denn wie bekannt, lernt man sich gegen Abend mit einem Bier oder zwei am besten kennen.
2. Sprecher
Es gab einige Sprecher, die schon tolle Unternehmen aufgebaut haben, wie beispielsweise einer der drei MyMuesli Gründer Max Wittrock. Alle Sprecher waren sehr sympathisch und nett. Dennoch hat es bei einigen manchmal etwas an der Erfahrung gefehlt. Dies ist einerseits gut, da gerade Anfängern die Angst vor dem Starten genommen wird. Andererseits denken viele Junggründer sehr klein und gehen ausschließlich mit Bootstrapping vor. Man bekommt das Gefühl, dass man jedes Unternehmen mal eben so in einer Garage gründen kann. Für viele Ideen (gerade technischer Natur) funktioniert das aber nicht so leicht. Die kleine / lean Denkweise führt häufig auch dazu, dass man das Projekt schnell wieder einstellt, weil man denkt: „Das war ja sowieso nur ein Test“ (kennen wir selbst nur zu gut).
3. Einstellung
Die Motivation war super und die Stimmung auch. Doch durch das ganze gerede von Social Entrepreneurship, Lifestyle Business und die teilweise etwas „wissenschaftlichen“ Vorträge, hat man schon gemerkt, dass viele der Teilnehmer nicht Unternehmer, sondern höchstens vielleicht Mitarbeiter in einer Wohltätigkeits-Organisation werden sollten. Bei manchen Vorträgen hatte man das Gefühl, dass es verwerflich und böse sei, wenn das eigene Unternehmen hohe Gewinne erzielt.
Irgendwie scheinen deutsche Unternehmer noch sehr gehemmt zu sein, auch wenn man langsam den Einfluss aus anderen Ländern bei uns merkt. Wir sind zu rational, zu durchdacht und zu bescheiden. Viele träumen nicht einmal davon, etwas Großes zu erschaffen, sondern bremsen sich schon in ihren Gedanken ab.
Wie bei den meisten Entrepreneur-Events wurde zudem viel über Ideen gesprochen, aber nur die wenigsten haben überhaupt jemals erste Gehversuche gemacht, um ihre Ideen zu kommunizieren oder zu testen. Viele Unternehmer setzen sich selbst mentale Blockaden oder wollen ihre Ideen sofort so perfekt umsetzen, dass sie kaum ohne große Investments realisierbar sind. Für den einfachen Start können aber solche Bücher wie „Kopf schlägt Kapital“, „Start-Up!“ oder „Lean Startup“ weiterhelfen und die Angst nehmen.
Fazit
Im Großen und Ganzen war es ein spannendes Event und man hat einige interessante Menschen aus den verschiedensten Branchen kennengelernt. Für den geringen Preis und die Nähe (nach Berlin kommt man ja von fast überall in 5-6 Stunden Busfahrt oder 1-2 Stunden Flug) war der Entrpreneurship Summit 2014 eine schöne Veranstaltung, die wir uns sicher auch nächstes Jahr wieder anschauen werden. Wir sind gespannt, wie sich die Einstellung und das Event im nächsten Jahr verändern werden und halten Euch auf dem Laufenden. Vielleicht sieht man sich ja dort!
Lerne uns kennen
Falls Du Lust hast, uns persönlich kennenzulernen und Dich mit anderen Lesern auszutauschen, passt Du vielleicht in unser Genie-Netzwerk Düsseldorf.
Aljoscha Laschgari says
Super! Danke für den Erfahrungsbericht!
Linda says
Hallo 🙂
sehr interessant 🙂
Wollt ihr nicht für nächstes Jahr einen Artikel darüber schreiben, welche wichtigen Events, Workshops oder Konferenzen es 2015 gibt?
Ich lese blöderweise immer erst hinterher über solche Veranstaltungen. Besonders wenn das Netzwerk am Anfang noch nicht groß ist, geht vieles durch die Lappen 🙂
Viele Grüße
Linda
Artur says
Hallo Linda,
das ist eine sehr schöne Idee! Danke dafür.
Viele Grüße
Artur
Jonas says
Wow, das klingt ja umwerfend. Ich möchte da nächstes Jahr unbedingt hin. Kannst du eine Unterkunft empfehlen?
PS: Gerade, dass das Thema Social Entrepreneur ebenfalls Platz in der vollgepackten Agenda findet, freut mich ungemein! Ich kann jedem, der in diesem Gebiet unterwegs ist, die jährliche Sensability der WHU empfehlen!
Charly Suter says
Danke für die hilfreiche und interessante Zusammenfassung. Besonders der Einschätzung „Die kleine / lean Denkweise führt häufig auch dazu, dass man das Projekt schnell wieder einstellt, weil man denkt: ‚Das war ja sowieso nur ein Test'“ kann ich zustimmen. Ich habe immer wieder mit Leuten zusammengearbeitet, die vielleicht schon wegen dieser Einstellung nie erfolgreich ins Geschäft eingestiegen sind.
Interessant finde ich die Prozentzahl der Sprecher: Damit ist ja etwa jeder zehnte ein Sprecher. Vielleicht hätte man hier durch Beschränkungen auch die Qualität steigern können.
Stiftung Entrepreneurship says
Danke für dieses Feedback! Wir als Stiftung Entrepreneurship freuen uns über jede Anregung, und eine so ausführliche Rückmeldung ist selten. Aber sehr hilfreich!
Zum Kommentar von Charly Suter eine Anmerkung: Insgesamt waren auf der Veranstaltung 180 Speaker (nicht alle hatten ein Profil online gestellt), die ZUSÄTZLICH zu den rund 1500 Teilnehmer gezählt werden müssen.
Viele Grüße
eure Stiftung Entrepreneurship