„Du musst einfach starten“, ist ein beliebter Rat, den viele neue Unternehmer bekommen. Diese Einstellung ist durchaus hilfreich, um nicht an Perfektion zu sterben.
Gleichzeitig kann dieses Mindset aber auch dazu führen, dass man einen extrem dunklen, schweren und harten Weg einschlägt. Wenn Du am Anfang ein bisschen mehr nachgedacht hättest, könntest Du mit derselben investierten Energie vielleicht weit mehr erfolgreich sein.
In der Physik kennt jeder dieses Phänomen unter dem „Hebelprinzip“. Also: „Wie kann ich meine Ressourcen so einsetzen, dass die größtmögliche Kraft entsteht?“
Eine wichtige Frage, die Dir viel Schweiß, Blut und Tränen ersparen kann. Wieso? Hier ein Beispiel…
Wieso die „Geld verdienen im Internet Nische“ für die meisten eine schlechte Entscheidung ist
Sagen wir Du kennst Dich etwas mit Suchmaschinenoptimierung, Social Media sowie Programmierung aus und möchtest ein eigenes Geschäft aufbauen, mit dem Du nebenbei Geld verdienen kannst. Deine Fähigkeiten sind nicht super, aber auch nicht schlecht. Durchschnitt eben. Wer weiß – wenn es gut läuft, machst Du es irgendwann in Vollzeit.
So weit so gut.
Du stehst vor der Frage: „Was soll meine Nische sein?“
Auf den ersten Blick siehst Du die lauteste Nische: „Geld verdienen im Internet“. Sie scheint fantastisch zu sein. Schließlich gibt es genug Leute, die gutes Geld damit verdienen und die Nachfrage ist gewaltig.
Um aufzufallen (und wirklich erfolgreich zu sein), brauchst Du einen neuen Marketing Ansatz. Außerdem benötigst Du sehr viel Wissen, denn je voller eine Branche ist, desto höher die Kompetenz- / Qualitätsstandards. Du musst hart arbeiten, weil es viele Leute gibt, die sich RICHTIG reinhängen und (guten) Content sowie Kurse ohne Ende produzieren.
Weitere Schwierigkeit: Deine Zielgruppe sind zum Großteil entweder Menschen, die sich selbst schon ganz gut mit Online-Marketing auskennen, die dem Traum vom passiven Nebeneinkommen hinterherlaufen, eher wenig Kaufkraft haben oder nicht wirklich arbeiten wollen.
Der Wunsch Deiner Kunden ist riesig, aber die Rahmenbedingungen ziemlich hart. Vor allem, wenn Deine Fähigkeiten eher mittelmäßig sind. Um hier Fuß zu fassen und herauszustechen, musst Du ganz schön viel tun. Wie könnte man in dieser Situation das Hebelprinzip einsetzen?
Für eine optimale Lösung, solltest Du Deine Situation auf die wichtigsten Hebelfaktoren untersuchen.
Die 4 wichtigsten Hebelfaktoren
1. Branche und Industrie
- Wie gut sind meine Kenntnisse über den Markt?
- Was sind die Standards in meiner Branche?
- Was erwarten Kunden in dieser Branche?
- Ist es eine Wachstumsbranche?
- Was macht diese Branche falsch, das andere richtig machen?
- Was kann ich aus der Branche mitnehmen und anderen Branchen zeigen, weil es dort neu wäre?
- Habe ich eine echte Produktinnovation oder muss ich meinen Vorsprung allein durch Marketing schaffen? Beides ist wichtig.
- Befriedige ich mit meinen Produkten ein Wachstumsbedürfnis oder löse ich ein aktuelles Problem der Kunden? Ein aktuelles Problem ist dringender und deshalb in der Regel besser.
- Wie gesättigt ist der Markt?
2. Deine Fähigkeiten
- Nüchtern betrachtet: Wie gut sind meine Fähigkeiten?
- Wie gut sind sie im Vergleich zu anderen in der Branche?
- In welchem Markt wären dieselben Fähigkeiten im oberen Bereich?
- Welche Fähigkeiten brauche ich, um schnell in den oberen Bereich zu kommen?
- Kann ich nachweisbar und verlässlich die Probleme meines Marktes lösen?
- Bin ich bereit, die nötigen Fähigkeiten zu erlernen?
3. Kontakte
- Welche Kontakte verschaffen mir einen unfairen Vorteil?
- Welche guten Kontakte kann ich bereits nach Feedback fragen?
- Welche bisherigen beruflichen Stationen habe ich hinter mir und kann diese als Referenzen nutzen?
- Welcher meiner Kontakte ist gut vernetzt und kann mich ggf. empfehlen?
4. Location
Der persönliche Kontakt wird unterschätzt. Business wird immernoch zwischen Menschen gemacht.
- Welche lokalen Gruppen gibt es?
- Wie kann ich branchenfremde lokale Gruppen nutzen, um neue Menschen kennenzulernen und Mehrwert zu liefern?
- Wie kann ich mir lokal einen Namen machen, um danach regional zu wachsen?
- Welche Besonderheiten bietet der Ort, in dem ich wohne?
- Wie kann ich mich auf lokaler Ebene spezialisieren, um schnell Fuß zu fassen?
Wie Du das Hebelprinzip richtig einsetzen kannst
Gehen wir zurück zum Online-Marketer mit mittelmäßigen Fähigkeiten. Wie wäre es, wenn er stattdessen eine Branche oder Nische sucht, in der die wenigsten Menschen Ahnung vom Web / Marketing haben, sich nicht damit auseinandersetzen möchten und die finanziell vermögender sind?
Handwerksunternehmen, Chiropraktiker oder Hersteller zum Beispiel. In diesen Branchen gibt es weniger Anbieter und nur die wenigsten Webseiten sind optimiert. Dieselben „mittelmäßigen“ Marketing-Fähigkeiten sind plötzlich sehr viel wert, weil schon kleine Optimierungen große Resultate erzielen.
Schöner Nebeneffekt: Durch die Spezialisierung sichert man sich einen Wissensvorsprung und lernt schnell dazu. Die Erfolge motivieren und der Kreislauf startet von vorne.
Dieselben Fähigkeiten, eine andere Perspektive und plötzlich hast Du mit demselben Ressourceninvestment mehr erreicht. Das ist das Hebelprinzip in Aktion.
Was ist mit Dir: Welche anderen Hebelfaktoren nutzt Du, um in derselben Zeit mehr zu erreichen?
Jan says
Hallo Artur und Michael,
da sprecht ihr ein sehr wichtiges Thema an.
Der Ratschlag „du musst einfach starten“, kann auch aus einem anderen Grund problematisch sein: Er kann ganz anders verstanden werden, als er gemeint ist.
Derjenige, der den Ratschlag gibt, meint vielleicht einfach nur: „geh nach draußen und überprüfe, ob deine Annahmen der Realität entsprechen. Führe Experimente durch, die bestätigen (oder widerlegen), dass deine Idee eine gute Idee ist.“
Die Person, die den Ratschlag erhält, versteht aber möglicherweise: „Gründe sofort ein Unternehmen. Entwickle (irgend)ein Produkt und fang in großem Maßstab an.“
Gerade im Internet, wo keine Rückfragen möglich sind und Informationen kurz und knapp präsentiert werden, ist die Gefahr für solche Missverständnisse groß.
Das Internet birgt noch eine andere große Gefahr: Dass man Opfer des Survivorship Bias wird. Man sieht ja nur die großen und erfolgreichen „Geld verdienen im Internet“ Seiten. All diejenigen, deren Versuche gescheitert sind, bekommt man nie zu Gesicht. Das Gehirn zieht da schnell den voreiligen Schluss, dass eine solche „Geld verdienen im Internet“ Seite eine sehr gute Gelegenheit ist.
Man muss da echt aufpassen und sich die Gefahr dieses Bias ganz bewusst vor Augen führen.
Viele Grüße, Jan
Meisterl Tao says
Interessanter Artikel!
Auf jeden Fall wird das Gedankenkarussell beim nächsten Kaffee darauf noch mal angeschmissen.
Speziell auf das Beispiel bezogen ist es denke ich leichter mit der Nische „Geld im Internet machen“ zu starten, da man sich selbst einfach hauptsächlich mit diesem Thema beschäftigen wird und dort einfach mehr Output geben kann.
Einfach in eine fremde Nische springen ist wie das Kaninchen aus dem Hut zaubern, wenn man dort nicht vollständig etabliert ist. Meistens erreicht man damit auch nur Menschen auf einem Expertenstand.
Die Menschen, die sich für passives Einkommen im Internet interessieren starten ja meistens bei Null.
Das heißt man hat automatisch einen Vorsprung vor seinen Lesern. Denn die, die schon mehr wissen springen ganz schnell wieder weg von der Seite.
Ich versuche eigentlich zwei Nischen zu kombinieren, die an sich für sich jeweils beide überladen sind, aber da es nun mal meine beiden größten Interessen und Lebensfelder sind, geht es mir nicht darum Over the Top zu sein, sondern mich selbst damit weiter zu entwickeln.
Denn wenn man Anderen etwas beibringen kann, erst dann kann man sicher sein, dass man es beherrscht.
Somit gilt mein Interesse meiner eigenen Weiterentwicklung und ich freue mich dabei trotzdem über jeden Besucher und Teilhaber.
Liebe Grüße
Ruben Pasternak says
Hallo,
ich finde die Geld verdienen im Internet Nische eigentlich eine gute Nische da natürlich die Nachfrage riesig ist. Allerdings muss man auch mal dazu sagen dass es in diesem Markt eigentlich gar keine Konkurrenz gibt die man ausstechen muss. Das einzigste was du haben musst um wirklich aufzufallen sind Merkmale die dich als Person, Enterpreneur und Unternehmer auszeichnen. Und genau da scheitern die meisten. Ich z.B habe auch zu Anfang gescheitert, aber mittlerweile ist meine Unterstützung von den ganz großen der Branche kaum noch abwendbar weil Sie sehen das einfach ein enormes Potenzial dahinter steckt und ehrlich gesagt liebe ich diese Nische. Ich kombiniere Sie aber auch mit dem Thema der Persönlichkeitsentwicklung was vielleicht zusammen passen könnte, Aber die Zielgruppe eine andere ist.
Gruß
Ben Menges says
Hola und Buenos dias aus Mexiko!
Alle genannten Hebelprinzipien finde ich sehr sinnvoll. Ich muss mir selbst nun die ein oder andere Frage mehr stellen und nach Antworten schauen. Vielen Dank für diesen sehr guten Gedankenanstoß.
Ich möchte noch einen fünften Punkt anfügen:
5. Deine Person
Damit meine ich sowohl deinen Charakter, der deine Arbeitsmoral entscheidend beeinflusst, als auch deine Außenwirkung, die wiederum dein Geschäftserfolg mitbestimmen kann.
Ich denke du solltest dich fragen: „Was macht mich als Person einzigartig?“, „Warum mache ich dieses Projekt?“, „Was treibt mich an?“, „Was sind meine Wünsche, meine Ängste, meine Pläne?“.
Diese Fragen und die dazugehörigen Antworten bewirken zwei Dinge:
1. Mehr Authentizität: Durch die innere Klarheit folgst du automatisch deiner inneren Stimme und dies spiegelt sich auch in deinen Taten wieder. So steigt deine Athentizität und du erhöhst deine Glaubwürdigkeit.
2. „Flow“: Wenn du weißt warum du etwas tust ist die Wahrscheinlichkeit höher direkt bei der Sache zu bleiben und die Sache auch richtig durchzuziehen. Dadurch erhöht sich auch die Chance in einen Flow zu kommen, ergo mehr zu schaffen.
Was denkt ihr darüber?
Gruß,
Ben
Chris Gsellmann says
Hey ihr beiden,
danke nochmal für die tollen Inhalte! Ich lese eure Artikel regelmäßig und konnte mir sehr viel Inspiration für meinen Online-Kurs MENTALE STÄRKE abholen. Danke! Danke!
Best wishes,
Chris
Mariusz says
Das Geld verdienen ist gar nicht mehr so einfach, wenn ich überlege das vor 10 Jahren die Suchmaschinen und überhaupt die Werbung ganz anders funktioniert haben. Die meisten gehen doch sowieso zu dem Marktführer und wer will schon Unsummen an Geld ausgeben. Eine kleine Website kann sich das bestimmt nicht leisten.
Gruß
Mariusz
Monika Birkner says
Ein sehr wichtiger Artikel. Interessanterweise habe ich vor ein paar Tagen ebenfalls etwas zu dem oft gehört Rat „einfach anfangen“ geschrieben. Ich halte diesen Rat für sehr problematisch. Gerade bei sehr kreativen Solo-Unternehmern, mit denen ich in erster Linie zu tun habe, kann er dazu führen, dass man sich schnell für eine Idee begeistert, ohne sie bis ans Ende zu durchdenken.
Irgendwann merkt man dann zum Beispiel, dass man in einer Sackgasse gelandet ist, weil die Idee kein weiteres Ausbaupotenzial hat. Oder man geht unsystematisch vor, so dass Korrekturen nötig sind und Mehraufwand und Verzögerungen entstehen.
Ein ganz wichtiger Hebel ist aus meiner Sicht, das Business als Ganzes zu sehen und zu durchdenken und die Wechselwirkungen und Zusammenhänge zu berücksichtigen, so dass man diese nutzen kann, zum Beispiel in Form von Synergieeffekten, statt dadurch blockiert zu werden.
Tobias Burmester says
Ich denke, dass „Du musst einfach nur beginnen“ ein extrem guter Spruch ist und in fast jeder Lebenssituation stimmt. Es ist ja nicht gemeint, dass du sofort ein Business starten sollst, sondern eher, dass du anfängst, dich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Die meisten Leute haben eine Idee, setzen sie aber nicht um, der Spruch motiviert sie aber, es zu versuchen. Gerade im Internet hat man nichts zu verlieren, sondern gewinnt im Prozess des Tuns viel Wissen. Selbst wenn dann nicht der erwünschte Erfolg dabei rauskommt, hat man trotzdem viel Wertvolles dazugelernt und sich weiterentwickelt.