Eine gute Stimme kann Millionen von Menschen begeistern. Darauf hat sich auch die Deutsche Telekom verlassen und den Opernsänger Paul Potts für ihren Werbespot gebucht. An Potts wird deutlich, dass man keine Modelmaße braucht, um Menschenmassen zu begeistern. Es geht vielmehr um eine besondere Ausstrahlung – und die Stimme trägt einen großen Teil dazu bei.
Eine besondere Stimme muss aber nicht besonders laut sein. Manche nuscheln und reden leise, bekommen aber trotzdem gewaltige Aufmerksamkeit. Genau wie ein ehemaliger Professor. Er hat einen langen Mantel, geht etwas gekrümmt, trägt eine Brille und redet so leise wie ein Goldfisch.
Trotzdem: Sobald er den Mund öffnet sind alle still und hören ganz genau, was er zu sagen hat. Natürlich spielt hier auch Status eine Rolle. Doch viel wichtiger ist seine bildliche, lebhafte und äußerst sympathische Sprechweise.
Als älterer Herr benutzt niedliche Worte wie „entzückend“, „sommerliche Briese“ oder „Sensibelchen“. Dabei lacht er mit ganzem Gesicht, seine Wangen gehen nach oben und kneifen seine Augen zu Schlitzen zusammen.
Wer ihm zuhört wird sofort von seinen Worten angesteckt. Das Verrückte dabei: Egal ob die Aussagen richtig sind oder nicht, die meisten stimmen ihm einfach zu.
Nicht nur laut macht vertraut
Es gibt verschiedenste Trainingsmethoden, um die eigene Stimme deutlicher, lauter oder tiefer zu machen. Fraglich ist jedoch, ob das immer so sinnvoll ist.
Klar, wessen Stimme sich ächzend und nervend anhört, der sollte vielleicht etwas daran ändern. Auch die Stimmkontrolle in Stresssituationen, ist sehr sinnvoll (obwohl man eigentlich zuerst an seinem Selbstvertrauen arbeiten sollte). Der Großteil hat allerdings eine „normale“ Stimme, die niemandem auf die Nerven geht.
Höher, schneller, weiter ist nicht immer gut – auch wenn die Coaching-Szene das gerne vermitteln möchte. Wenn es um Wirkung geht, sollte man seinen Gegebenheiten folgen und die eigenen Stärken noch stärker machen.
Die Stimme muss zum Wesen passen.
Wer ein ruhiger Mensch ist und plötzlich wie ein Verkäufer spricht, wirkt künstlich und schreckt andere nur ab. Besser die Stimme ist auch ruhig, gelassen und selbstbewusst.
Umgekehrt ist es genauso.
Jemand der dynamisch gestikuliert und sehr schnell denkt, wird Probleme damit haben, sich langsam auszudrücken. Falls er es doch tut, macht er einen müden, gelangweilten oder demotivierten Eindruck.
Es stimmt: Die Stimme überträgt Stimmung
140 Millisekunden braucht das Gehirn, um die Stimme eines anderen Menschen zu analysieren. Das Gehirn kann danach feststellen, mit welcher Art Mensch man es zu tun hat.
Und noch mehr: Bei nahestehenden Personen können wir allein durch die Stimme erkennen, wie sich der andere fühlt.
Was für ein Wahnsinn! Ein kleines Beben, Zittern oder Kurzatmigkeit übertragen uns sofort die aktuelle Gefühlslage.
Genau deshalb sollte man nicht um jeden Preis seine Stimme ändern.
Kleine Modifikationen, eine deutlichere Aussprache und die Fähigkeit auch mal laut zu sein, wenn es sein muss, sind super. Eine komplette Umwandlung der natürlichen Gegebenheiten ist jedoch mit Vorsicht zu genießen.
Oder wie denkt Ihr darüber?
Hier die fantastische Stimme von Paul Potts:
Foto:Whitney