Jeden Tag trifft man tausende Entscheidungen und nur ganz selten hält man sich wirklich vor Augen, welche Konsequenzen sie haben. Die Konsequenzen einer jeden Entscheidung sind die so genannten „Opportunitätskosten“ und ihre Auswirkungen können sehr groß sein. Deshalb ist es wichtig, dass man sich darüber bewusst Gedanken macht.
Im Leben gibt es gewisse Meilensteine, die uns Menschen stark prägen:
- Was will ich werden?
- Wo will ich arbeiten?
- Wer sind „meine Leute“?
- Wer ist mein Partner?
- Wo soll ich leben?
Die Antworten auf diese (und vielleicht noch ein paar andere) Fragen formen enorm, wie zufrieden und erfolgreich ein Mensch ist. Doch für all diese Fragen gibt es kein richtig oder falsch. In jedem Zeitalter, jedem Land und jeder Gesellschaft können ein und dieselben Entscheidungen zu komplett unterschiedlichen Ergebnissen führen.
Es kommt darauf an, was gerade im Trend ist, was die Gesellschaft sucht und nicht zuletzt: wo die eigenen Stärken liegen.
Wenn man sich für A entscheidet, kann man in derselben Zeit nicht B machen.
Nur weil diese Formel simpel scheint, sollte man nicht ihren Wert unterschätzen. Wir möchten die Auswirkungen dieses Prinzips einmal an folgenden Beispielen deutlich machen.
Investieren:
Ein Investor muss sich gut überlegen, in welche Aktien er sein Geld investiert. Denn wenn er sein Kapital in eine Anlage investiert, die nur 10% in einem Jahr wächst, kann er das Geld nicht mehr in eine Anlage investieren, die 20 % wächst. Das bedeutet auch, er könnte in die zweite Aktie sogar ein paar Monate später investieren, weil er selbst dann noch mehr verdient, als bei der 10 % Aktie. Jetzt wird es tricky: Natürlich kann der Investor aber nicht sicher sein, ob er diese Aktie mit 20 % Wachstum findet und muss sich deshalb für die Option mit der höchsten Wahrscheinlichkeit entscheiden.
Ausbildung:
Wir kennen sehr viele junge Leute, die „einfach mal so“ irgendein Studienfach gewählt haben, ohne darüber nachzudenken, dass diese Entscheidung ihr ganzes Leben enorm prägen wird. Schließlich geht es hier um 3-5 (manchmal mehr) Jahre, in denen man maßgeblich die Denkweisen und Perspektiven seiner Ausbilder/Professoren in sich aufnimmt. Diese Ausbilder können Ökonomen, Unternehmer, Idealisten, Künstler, Soziologen, Sportler oder auch einfach nur Spinner sein. Jedes Studienfach prägt im Studierenden eine gewisse Art und Weise mit Problemen umzugehen aus, die für immer ein Teil von einem bleibt. Diese Art zu denken und Probleme zu lösen überträgt man auch auf die unterschiedlichsten Lebensbereiche, wodurch sich komplett andere Möglichkeiten ergeben.
Jobsuche:
Gerade in der Anfangsphase macht es oft Sinn, Erfahrungen in einem Job zu sammeln. Doch irgendein Job ist nicht ausreichend. Man kann einen wählen, in dem man schon zu Beginn viel Gehalt bekommt, allerdings jeden Tag jahrelang ähnliche Aufgaben lösen muss, ohne sich weiter zu entwickeln. In derselben Zeit könnte man aber auch einen Job machen, der vielleicht etwas weniger Gehalt einbringt, aber in dem man viel lernt. Zum Beispiel, weil man in den Geschäftsführer Meetings sitzen darf, High-Level Verhandlungen mitbekommt und von unternehmerischen Menschen umgeben ist.
Selbstständigkeit:
Seinen eigenen Blog zu starten und nebenbei ein paar Euros zu verdienen ist schon längst nicht mehr das Problem. Doch ist es wirklich die beste Möglichkeit, um seine Zeit zu nutzen? Oder wäre es vielleicht sinnvoller in derselben Zeit von einem erfolgreichen Unternehmer zu lernen und all die Fehler zu überspringen, die man als Anfänger macht? Soll man einen Blog über Backwaren schreiben oder über 3D Druck-Technologie? Für beide braucht man dieselbe Zeit, doch der Blog über 3D Druck-Technologie wird wahrscheinlich viel mehr Früchte tragen, weil das Thema einfach mehr unsere Generation beschäftigt (vorausgesetzt es passt zu den Stärken und Interessen).
Opportunitätskosten sind ein sehr wichtiges Konzept und sollten immer bedacht werden. Man kann für zwei Dinge dieselben Ressourcen investieren und trotzdem komplett andere Ergebnisse erhalten. Opportunitätskosten sind der Grund, warum manche Unternehmer extrem erfolgreich sind und andere eben nicht. Denn erfolgreiche Unternehmer haben bewusst oder unbewusst Entscheidungen getroffen, die ihnen mit der höchsten Wahrscheinlichkeit die besten Ergebnisse bringen.
Entscheidungen des Alltags sind wichtig. Doch noch wichtiger sind Entscheidungen in den Meilensteinen unseres Lebens. Überlege Dir, welche Opportunitätskosten Deine Entscheidungen haben und ob Du Deine Ressourcen wirklich am besten nutzt.
Foto: dhammza
Vladimir says
Toller Beitrag!
Über das Thema Ausbildung kann ich selbst ein Lied von singen. Das dritte Jahr bin ich schon dabei eine Ausbildung zu absolvieren und Tag für Tag bereue ich meine Entscheidung damals sehr. Leider konnte ich mich nach meiner Wahl die Ausbildung zu machen nicht umentscheiden und habe somit nun fast 3 Jahre in den Sand gesetzt.
Also Freunde überlegt euch besser 3 Mal was ihr tut 😉
Markus says
Hallo.
Ich bin ein wenig zwiespältig gegenüber den Opportunitätskosten. Einerseits finde ich es wichtig sich gegenüber bewusst zu machen was für oder gegen eine Option spricht. Anderseits finde ich es fraglich die „rentabelste“ Lösung zu wählen.
Bei der Entscheidung finde ich es wichtig sie bewusst zu treffen und das Bauchgefühl miteinzubeziehen. So werde ich mich vielleicht für die weniger rentable Lösung entscheiden, um mich danach besser zu fühlen. bsp. weniger Rendite = weniger Risiko. Weniger Lohn = Weniger Arbeit = Mehr Freizeit oder Zeit sich dem zu widmen was einem am Herzen liegt.
Schönen Gruss
Markus
Aljoscha Laschgari says
Meine ergänzende Frage ist: wie können denn gerade junge Menschen ohne Lebenserfahrung Opportunitätskosten abschätzen?
Artur says
Hallo Vladimir, danke Dir für den Kommentar. Die Ausbildung ist auf jeden Fall extrem wichtig und solche Stationen bilden für immer einen Punkt im eigenen Lebenslauf (nicht nur im klassischen Sinne gemeint), ob man möchte oder nicht. Ich würde Deine Ausbildung allerdings nicht als „in den Sand setzten“ betrachten, denn wie oben beschrieben: Jede Ausbildung, jedes Studium und jeder Exkurs in ein bestimmtes Themenfeld bringt Dir eine ganz spezielle Weise zu denken bei, die Dich von all den „klassischen“ Lebenläufen abhebt.
Artur@30tausend says
Hallo Markus, absolut! Alles hat seine Vor- und Nachteile und mit Opportunitätskosten sind nicht nur Kosten in Form von Geld gemeint. Wie Du schon sagst: Für einen ist ruhig schlafen wichtiger, als Freiheit. Und das ist auch okay so.
Beste Grüße
Artur
Artur@30tausend says
Hi Aljoscha, eine sehr gute Frage. Eine klare Antwort darauf gibt es glaube ich nicht. Schließlich kann man nicht in die Zukunft blicken und wie so oft im Leben spielt auch das Glück eine wichtige Rolle.
Ich persönlich denke allerdings, dass man gerade bei wichtigen Entscheidungen auch langfristig denken sollte.
– Wer will ich in Zukunft sein (sagen wir in 30-40 Jahren)?
– Was erwarte ich von mir selbst?
– Welche Ansprüche habe ich?
– Wenn ich auf diese Entscheidung heute zurückblicke, wie sollte ich mich entscheiden, um diese Person zu werden?
Gerade im jungen Alter hetzt man sich manchmal unnötig ab und trifft dadurch oft kurzfristige Entscheidungen. Die platonischen Beziehungen, die idiotischen Nebenjobs, die einem nichts bringen, die Konsum-Mentalität, die rebellische Haltung gegenüber Konformität, die Besserwisser-Mentalität. Alles kann einen weiterbringen, die Frage ist nur (und die muss sich jeder selbst beantworten): Was opfere ich dafür?
Am Ende hat jeder individuelle Stärken und obwohl Person A sich bei einer Entscheidung für A entscheidet, sollte Person B lieber Option B wählen, weil sie mit den Konsequenzen von A nicht zurechtkommen würde.
Viele Grüße
Artur
Jonas says
Guter Beitrag. Opportunitätskosten sollten jedem BWLer und Wirtschaftsmenschen bekannt sein. Manchem hängt der Begriff bestimmt auch zum Halse raus. Das macht ihn allerdings nicht weniger relevant – besonders nicht für den Alltag. Dafür hast du ja schöne Beispiele gefunden, mit denen man sich gut identifizieren kann.
BTW. Wer sich weder für A noch für B entscheidet, dem entstehen auch Opportunitätskosten. Meistens sind dann sogar am Höchsten.