„Ich will mich nicht verstellen.“ … „Ich bin so wie ich bin.“ … „Ich mag keine rhetorischen Tricks.“ Wenn ich in Trainings und Vorträgen das Thema Rhetorik anspreche, dann bekomme ich als erste Reaktion häufig diese Unmutsäußerungen zu hören. Dabei ist Rhetorik etwas, das unser Leben begleitet.
Ebenso, wie Sie nicht nicht kommunizieren können, können Sie nicht leben, ohne Rhetorik anzuwenden.
Rhetorik ist Körpersprache, Stimme, Inhalt des Gesprächs, Art der Unterhaltung, Ihre Persönlichkeit, Ihre Mimik, Ihr Kleidungsstil.
Und selbst wenn ein Handwerker mit Arbeitshose wortlos vor Ihnen steht, kommuniziert er und seine Art zu stehen, nicht zu reden und sich anzuziehen, sagt vieles über diese Person aus.
Um einen leichteren Zugang zu dem Thema Rhetorik zu schaffen, habe ich mein Hörbuch „Ich REDE. Kommunikationsfallen und wie man sie umgeht“ herausgebracht. In diesem Bestseller weise ich auf zahlreiche Kommunikationsfallen hin, die Sie leicht umgehen können und in diesem Artikel stelle ich Ihnen drei davon vor.
Aus dem Topf der möglichen Kommunikationsfallen, greife ich das Mitatmen heraus. Die Atmung überträgt sich vom Redner auf den Zuhörer, allerdings nur dann, wenn der Redner etwas erzählt, was den Zuhörer 100%ig interessiert.
Beispiel:
Sie präsentieren einem Kunden Produkte, die dieser gerne haben möchte. Der Kunde wird also zuhören. Wenn Sie nun vor lauter Aufregung über den nahenden großen Auftrag schnell und hektisch atmen, dann atmet Ihr Kunde mit.
Es muss weder zum Hyperventilieren kommen und auch nicht zur Bewusstlosigkeit, es reicht schon, dass sich der Kunde unwohl fühlt.
Und dies führt häufig zu einer Ablehnung.
Wenn Sie nun im Gegenzug denken, dass Sie mit einer ruhigen Atmung also nur alles richtig machen können, dann möchte ich noch einmal hinzufügen, dass der Kunde sich für Ihre Sätze interessieren sollte.
Wenn der Kunde an dem Produkt kein Interesse hat und Sie ihm keinen glaubwürdigen Nutzen erklären bzw. einen Wunsch wecken können, dann nützt Ihnen auch die ruhige Atmung nichts.
Somit erster Schritt: Was möchte mein Gegenüber hören?
Danach diese Inhalte mit einer ruhigen Atmung vortragen und Ihr Gesprächspartner kann Ihnen entspannt folgen.
Als zweites: Informationen entlocken mit einer Pause.
Ein Geschäftsführer bestellt einen Abteilungsleiter zu sich ins Büro und fragt: „Ich habe gehört, dass es in Ihrer Abteilung gerade nicht so rund läuft. Was ist denn da los?“ Der Abteilungsleiter antwortet: „Es gibt keine Probleme. Es läuft alles super.“
Nun möchte der Chef gerne Informationen entlocken und schweigt daher. Er wird den Abteilungsleiter entweder anschauen oder sich mit seinem Schreibtisch beschäftigen, aber er wird nichts sagen.
Häufig führt dies dazu, dass der Abteilungsleiter dann doch weiter redet, um die unangenehme Pause zu füllen: „Also wir hatten mit Frau Schmidt ein Problem wegen des Urlaubs, aber … das ist alles schon geklärt.“
Der Chef zelebriert weiterhin sein Schweigen.
Der Abteilungsleiter legt nach … und liefert so Informationen, die er im Leben nicht erzählen wollte.
Wie könnte der Abteilungsleiter damit sinnvoller umgehen?
Indem er erkennt, dass er gar nicht an der Reihe ist und ebenfalls schweigt.
Sie können natürlich auch eine Frage stellen, aber nur, wenn Ihnen eine richtig gute einfällt, die Sie Ihrem Chef wirklich stellen wollen. Ansonsten gilt schweigen.
Vergleichen wir es mal mit einem Schachspiel. Der Geschäftsführer hat einen Zug gemacht und Sie haben es ihm gleichgetan. Nun ist der Chef an der Reihe.
Wenn er noch etwas überlegt und grübelt und somit eine Pause macht, dann würden Sie doch auch nicht denken: „Oh … er macht nichts? Gut, dann schiebe ich noch meinen Springer nach vorne! … Hhm … immer noch nichts? Okay … dann noch diesen Bauern hier.“
Und als drittes: Auf Punkt sprechen und somit überzeugend ein Thema bzw. eine Aussage auf den Punkt bringen.
Bei Präsentationen höre ich immer wieder diese folgende Art und Weise der Betonung: „Schönen guten Tag? Ich bin Frau Müller-Schulze? Ich werde heute über Verkaufsstrategien mit Ihnen reden? Über Fragetechniken? Über Konfliktmanagement?“
Was fragen Sie sich augenblicklich? Warum fragt Frau Müller-Schulze mich das alles!
Wenn Sie jemandem einen guten Tag wünschen möchten, dann machen Sie es, aber fragen Sie ihn nicht, ob es wirklich ein guter Tag ist: „Guten Tag.“
Senken Sie die Stimme am Ende des Satzes und zeigen Sie deutlich, dass Sie dies auch so meinen. Ebenso bei „Ich bin Frau Müller-Schulze.“ Auch hier muss ich nicht fragen, wer ich bin, dies weiß ich durchaus. Und ich weiß auch, worüber ich reden möchte.
Häufig bekomme ich in Trainings die Situation geschildert, dass jemand in einem Meeting nicht gehört wird. Wenn allerdings der Kollege im Prinzip den gleichen Vorschlag macht, dann hören auf einmal alle zu.
Falls Ihnen dies auch ab und an so ergeht, dann achten Sie beim nächsten Mal darauf, ob Ihr Kollege auf Punkt spricht und ob Sie vielleicht hinter Ihre Vorschläge Fragezeichen machen.
„Dies war die dritte Kommunikationsfalle?“ NEIN! „Dies war die dritte Kommunikationsfalle.“ ☺ Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Ausprobieren!
Ihre Isabel García
Über die Autorin
Isabel García ist die Autorin und Sprecherin von „Ich REDE. Kommunikationsfallen und wie man sie umgeht“ sowie Mitautorin und Sprecherin von „Ich REDE.² Spontan und humorvoll in täglichen Kommunikationssituationen“.
Als erfahrener Sprachprofi und ausgebildete Sängerin schildert sie die typischen Ursachen und Auswirkungen der Kommunikationsfallen im Alltag sowie im Beruf und referiert darüber, wie sich diese Klippen des Dialogs leichtfüßig umschiffen lassen.
Foto: Sunny Z
Sascha Hasovic says
Würde ich mir wirklich mal gerne Anhören. Ich bin mir sicher, dass die Rhetoriktipps auch sehr gut im Privatleben funktionieren? 🙂