Fehler machen ist ganz normal. Manchmal gibt es kaum negative Auswirkungen, ein anderes Mal sind die Folgen fatal. Doch egal was die Konsequenzen sind, irgendwie fühlen wir uns schlecht oder machen uns Vorwürfe, nachdem etwas falsch gelaufen ist. So ein extrem selbstkritisches Verhalten wirkt sich jedoch sehr beschränkend auf uns aus, und bremst enorm die Lebensqualität.
Egal ob in kommerziellen Unternehmen, Organisationen, Vereinen, Freundeskreisen oder Familien: Überall wo Menschen zusammentreffen und Verantwortung übernehmen müssen, dort gibt es auch Fehler. Fehler sind einfach menschlich und haben entweder psychische oder körperliche Ursachen – andernfalls spricht man von technischen Fehlern.
Mögliche Ursachen für menschliche Fehler können beispielsweise Konzentrationsprobleme, falsches Situationsbewusstsein, spontane Entscheidungen, Leichtsinn, Lustlosigkeit, Überforderung, Übermüdung, Stress oder Verletzungen sein.
Wie man sieht, gibt es eine ganze Reihe von Faktoren, die unser Verhalten beeinflussen können.
Heftige Emotionen führen zu Fehlverhalten
Falls man beispielsweise mit jemandem streitet, ist man nervlich so stark beeinflusst, dass häufig etwas Dummes oder Unpassenden gesagt wird. Persönliche Beleidigungen, Kritik am anderen und Fehlverhalten sind geläufige Verhaltensmuster in solchen Situationen.
Nachdem alles vorbei ist, blickt man auf die Lage zurück und fragt sich: „Oh man, wieso habe ich das nur getan? Ich hätte das doch viel besser lösen können!“
Aufregung über alte Fehler
Ähnliches passiert auch, wenn man auf eine Situation zurückblickt, die man vor einiger Zeit umständlich oder falsch gelöst hat. Vielleicht hat man einem Bekannten zu private Dinge über sich und sein Leben erzählt, vielleicht war der Kauf des Smartphones doch irgendwie überflüssig, vielleicht hätte man besser mehr für die Prüfung lernen sollen.
Dummerweise kommen diese Einsichten immer erst nachdem die eigentliche Entscheidung getroffen wurde. Nur selten gibt es eine Möglichkeit nachträglich etwas daran zu ändern.
Was soll man also tun?
Wozu beleidigen lassen, wenn man es auch selbst tun kann
Manche Menschen scheinen in solchen Situationen selbstzerstörerische Züge aufzuweisen. Sie ärgern sich tagelang über ihre Fehlentscheidungen und kommen nicht mehr zur Ruhe. Zudem reden sie sich ein, dass sie unfähig, inkompetent und einfach wertlos sind, wenn sie einen Fehler gemacht haben.
Viel zu oft hört man Sätze wie: „Verdammt, wieso war ich nur so dumm? Wieso habe ich nicht ein bisschen gewartet? Hätte ich mal eine Woche durchgehalten, dann hätte ich so viel sparen können!“
Das mag wohl alles stimmen, dennoch ändert das nachträgliche Ärgern und die Vernichtung des Selbstwertgefühls nichts an der getroffenen Fehlentscheidung bzw. dem Fehlverhalten.
Es sollte also eigentlich klar sein, dass dieser Weg auf jeden Fall der falsche ist.
Fehler und Feedback
Die beste Einstellung zu Fehlern ist sicher diejenige, sie als Feedback zu sehen. Dabei geht es aber um mehr als das übliche „nicht unterkriegen lassen“. Man muss wirklich daraus lernen.
Fehler zeigen uns unsere Schwächen.
Jemand, der sich im Nachhinein häufiger darüber ärgert, dass er vorschnell gehandelt hat, sollte ein Muster erkennen und bewusst gegensteuern. Das bedeutet: In Zukunft mehr Zeit für Entscheidungen nehmen und vorher erst einmal gut recherchieren, wenn es möglich ist.
Falls man häufig Flüchtigkeitsfehler macht, sollte man sich überlegen wieso das so ist. Möglicherweise kann man sich nicht gut genug konzentrieren, weil man zu wenig schläft, wenig Sport macht oder sein Gehirn nur selten ernsthaft beansprucht.
Menschen, die sich häufig in ihrem Freundeskreis verplappern, sollten sich in Zukunft mehr Zeit nehmen, bevor sie über private Dinge sprechen. Am besten denkt man einige Sekunden ganz bewusst über die Folgen des eigenen Verhaltens nach: Wen könnte man damit gefährden? Wen beleidigen? Wie könnte es jemandem schaden?
Grundsätzlich gilt: Man sollte sich bei einem Fehler nicht selbst ruinieren und in Selbstmitleid versinken, sondern aus der Vergangenheit lernen und es in Zukunft besser machen.
Wenn andere Menschen Fehler machen
Die Tatsache dass alle Menschen Fehler machen, bedeutet jedoch, dass unsere Mitmenschen auch Fehler machen.
Vielleicht hat der beste Freund / die beste Freundin die Verabredung vergessen, möglicherweise wurde man angebrüllt oder anders unfair behandelt. Was es auch war, wer versteht, dass Fehler menschlich sind, kann mehr Toleranz gegenüber anderen aufbringen.
Es ist hilfreich gelassen zu bleiben, wenn der andere einen Fehler begeht. Danach kann man ihn in Ruhe darauf aufmerksam machen. Vielleicht war er sich dessen gar nicht bewusst und wurde von seinen Emotionen oder körperlichen Faktoren beeinflusst. Schließlich sollte man Lösungen vorschlagen oder gemeinsam welche finden.
Wenn eine Lösung feststeht, beispielsweise in Zukunft Bescheid geben, falls man zu spät kommt oder erst nachdenken bevor man jemanden anbrüllt, kann man auch an den Fehlern arbeiten. Sofern das nach einer gewissen Zeit nicht gelingt bzw. die Situation sich nicht bessert, kann man immer noch die Konsequenzen ziehen.
Die richtige Denkweise nach falschem Verhalten
Jeder kommt irgendwie mit Fehlern in Berührung. Ob bei sich selbst oder den Mitmenschen. Es lässt sich nicht vermeiden und das ist auch gut so, denn Fehler sind eine ewige Quelle für Verbesserung. Wer Fehler macht, erkennt und analysiert, der findet wieder etwas, dass er in Zukunft besser machen kann.
Selbstverständlich sollte man Fehler nicht absichtlich begehen, denn Sie können sich schwerwiegend auf das Leben auswirken. Jemand, der gewissenhaft war und danach eine Fehlentscheidung trifft, der hat in diesem Moment aber sein Bestes getan.
In jeder Situation hat man nur bestimmte Mittel und ein bestimmtes Wissen zur Verfügung. Wer alle vorhanden Ressourcen und Möglichkeiten nach bestem Gewissen nutzt, sollte im Nachhinein nicht sagen, dass er „dumm“ oder „idiotisch“ gehandelt hat. In diesem Moment war es das einzig Richtige.
Natürlich ist man im Nachhinein immer schlauer.
Sehen Sie Fehler als Erfahrungen. Nehmen Sie diese Erfahrungen und kosten Sie sie voll aus. Überlegen Sie, was Sie beim nächsten Mal besser machen könnten und fassen Sie zusammen, was Sie alles Wertvolles gelernt haben.
Gehen Sie dafür einige Zeit zurück und erinnern Sie sich an etwas, worüber Sie sich noch heute ärgern könnten. Schreiben Sie dann auf, was Sie beim nächsten Mal in so einer Situation besser machen werden und was es Ihnen bringen wird. Vergeben Sie sich danach diesen Fehler und lassen sie die Sache auf sich beruhen.
Wenn Sie sich dieses neue Verhalten angewöhnen, werden Sie alte Fehler vermeiden, aber wieder andere begehen – und genau das ist der Schlüssel für Ihre persönliche Weiterentwicklung.
Foto: Egor Pasko
Cedrik Knoll says
Sehr guter Artikel! Besonders den Punkt mit dem selber niedermachen, wenn ein Fehler gemacht wird finde ich gut. Ich kenne sowas von mir. Kann mir gut vorstellen, dass es wirklich hilfreich wär, wenn ich das in Zukunft lassen würde!
SteveC. says
Ja, ich habe mir aber auch schon lange geschworen, dass ich mich nicht über meine eigenen Fehler aufrege. Wie schon beschrieben halt „Im Nachhinein ist man immer schlauer“ und wir werden immer Fehler machen.