Im letzten Artikel haben Sie einen Einblick in die erste Gruppe des Milton-Modells bekommen: Die Tilgung. Dieser Artikel zeigt Ihnen die nächsten beiden Gruppen. Mit Semantischen Fehlgeformtheiten können Sie Zuhörer lenken, ohne einen wirklichen Grund zu nennen. Durch Generalisierungen, wird die Wirkungskraft Ihrer Aussagen verstärkt.
Wenn Sie schon erste Erfahrungen mit der Tilgung gemacht haben, können Sie auch die folgenden Techniken nutzen, um Ihre Zuhörer zu beeinflussen.
Semantische Fehlgeformtheiten – Die scheinbare Verbindung (Gruppe2)
Bei Semantischen Fehlgeformtheiten wird ein Satz konstruiert, der rational irrsinnig ist. Zuhörer werden dann unbewusst eine logische Verknüpfung erfinden (Rationalisierung). Mit dieser Gruppe des Milton-Modells ist es möglich, jemanden zu einer Handlung zu bewegen, ohne dafür einen wirklichen Grund nennen zu müssen.
1. Kausales Modellieren
Beim Kausalen Modellieren, nennt man einen willkürlichen Anlass, der den Zuhörer zu einer gewünschten Handlung bewegen soll. Den Anlass und die von Ihnen gewünschte Reaktion, können Sie sprachlich auf verschiedene Wege verknüpfen.
1.1 Konjunktionen und Adverbiale Bestimmungen
Benutzen Sie für die Verknüpfung einfache Bindeworte wie: „Und, aber, wenn, nachdem, seitdem, bisher, während, bevor,…“.
Anwendungsbeispiel: „Während Sie diese Worte sehen, merken Sie, wie Ihre Augen von selbst weiter wandern, und Sie immer mehr den Drang dazu bekommen, noch weiter zu lesen.“
Der Anlass „diese Worte sehen“ ist kein zwingender Grund – dennoch befolgen Sie den darauffolgenden Appell „weiter zu lesen“.
1.2 Verben, die eine Reaktion erfordern
Manche Worte haben die Eigenschaft, zwanghaft zu einer bestimmten Handlung zu führen: „zwingen, gestatten, führen, auslösen, bewirken, usw.“
Anwendungsbeispiel: „Jeder Tag führt dazu, dass Sie Ihrem Erfolg immer näher kommen. Jeder kleine Erfolg löst in Ihnen den starken Willen aus, noch intensiver weiter zu machen.“
Dem Zuhörer wird suggeriert, dass jeder neue Tag ihn erfolgreicher macht, obwohl diese Aussage nur scheinbar einen logischen Hintergrund hat.
1.3. Komplexe Äquivalenz
Komplexe Äquivalenz führt dazu, dass zwei Aussagen gleichwertig werden. Dies geschieht durch Formulierungen wie „das bedeutet, das heißt,…“.
Anwendungsbeispiel: „Jeder Morgen bedeutet, dass Sie glücklich sein können.“
Auch in diesem Beispiel wird ein willkürlicher Anlass „der Morgen“ benutzt, um die Reaktion „glücklich sein“ hervorzurufen.
2. Gedanken lesen
Durch Gedanken lesen erhöht man die Aussagekraft und Glaubwürdigkeit der eigenen Aussagen. Der Zuhörer bekommt den Eindruck, als ob man wüsste, was er denkt. Solange die eigenen Aussagen vage und allgemein bleiben, erschafft man zudem Rapport.
Beispiele:
– Du möchtest mehr über mich erfahren.
– Du bist also sehr sicher in deinem Glauben.
– Du denkst, dass du das schaffen wirst.
Die oberen Aussagen sind in der Praxis jedoch zu konkret und bieten kaum Spielraum für Interpretationen des Zuhörers. Deshalb sollte man für das Gedanken lesen, sogenannte „Dämpfer“ verwenden, die diesen Spielraum aufrecht halten.
Beispiele für Dämpfer: „Vielleicht…, Möglicherweise…, Eventuell…, Es könnte sein…, Es ist möglich…, Scheinbar…,“
Anwendungsbeispiel: „Vielleicht kannst du dich jetzt schon entspannen und immer mehr fühlen wie es ist, wenn dein ganzer Körper sich vollkommen lockert. Du merkst, wie alle Geräusche, die du hörst, scheinbar immer leiser werden und du jetzt noch ruhiger wirst.“
Das Wort „vielleicht“ lässt offen, ob die Aussage des Sprechers wahr oder falsch ist. Um dies herauszufinden, muss der Zuhörer sich zuerst vorstellen, wie es ist, wenn er sich wirklich entspannt fühlt. Der Zuhörer hat durch „Dämpfer“ die Wahl, diese Handlung zu befolgen oder nicht – entscheidet sich aber meist für den Vorschlag des Sprechers.
Generalisierungen – Verzerrung der Realität (Gruppe3)
Bei Generalisierungen, werden Aussagen formuliert, welche scheinbar allgemein gültig sind. Somit wird die Realität verzerrt und die Wirkung der eigenen Aussagen verstärkt. Als Sprecher können Sie Ihre Zuhörer mit diesen Techniken effektiv beeinflussen und überzeugen.
1. Universelle Quantifizierungen
Bei der Universellen Quantifizierung formuliert man Aussagen, bei denen man bestimmte Aspekte der Wirklichkeit verallgemeinert und somit die Realität falsch darstellt.
Worte die verallgemeinern: „Alle, niemals, immer, keiner, alles, jeder,…“
Anwendungsbeispiel: „Jeden Morgen, wenn du aufwachst, fragst du dich vielleicht, wieso du niemals genau weißt, welche Aufgaben du heute noch erledigen willst.“
Wirklich jeden Morgen? Werde ich wirklich niemals wissen, welche Aufgaben ich noch zu erledigen habe? Solche und ähnliche Formulierungen hört man oft im Alltag – und wir schenken ihnen Glauben.
2. Modaloperatoren
Modaloperatoren geben die Dringlichkeit einer Handlung an. Handlungen können „notwendig“ , „möglich“ und „freiwillig“ sein. Je nachdem, was wie stark Sie einen Zuhörer beeinflussen möchten, können Sie zwischen diesen drei Gruppen variieren.
Beispiele für notwendige Handlungen: „müssen…, sollen…, es ist notwendig…“
Beispiele für mögliche Handlungen: „können…, dürfen…, es ist erlaubt…“
Beispiele für freiwillige Handlungen: „wollen…, freuen…, danach streben…“
Anwendungsbeispiel (notwendig): „Ich muss heute noch alle Aufträge fertig stellen.“
Anwendungsbeispiel (möglich): „Ich kann heute noch alle Aufträge fertig stellen.“
Anwendungsbeispiel (freiwillig): „Ich will heute noch alle Aufträge fertig stellen.“
Diese drei Aussagen, sind nahezu identisch – unterscheiden sich dennoch stark in Ihrer Aussage.
Welche Zwecke fallen Ihnen ein, um die neu erworbenen Techniken einzusetzen?
Der nächste Artikel folgt in Kürze!
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