Jeder von uns möchte wissen, was seine Stärken bzw. Schwächen sind und was wir erreichen könnten, wenn wir es wirklich versuchen würden. Wir suchen alle eine Kategorie oder eine Gruppe von Menschen, der wir uns selbst zuordnen.
Einmal, weil wir uns in der Gruppe besser fühlen und irgendwo Halt suchen. Auf der anderen Seite, weil wir Angst davor haben, was wir wirklich können.
Wenn man sich auf eine Gruppe von Fähigkeiten festlegt und sich eingesteht, dass man wirklich nur diese Gruppe von Fähigkeiten beherrscht, dann kann man entspannen.
Denn falls man vor einer Aufgabe steht, die außerhalb dieser Fähigkeiten liegt, kann man immer sagen: “Das ist nicht meine Stärke.”, “Besser kann ich das nicht.” oder “Meine Gene lassen es nicht zu.”.
Dadurch dass wir uns in bestimmte Fähigkeiten, bestimmtes Wissen und in ein bestimmtes Potenzial einordnen, können wir leichter leben.
Dieser interne Mechanismus behindert uns aber bei vielen Aufgaben im Leben und lässt einen Großteil unseres Potenzials unentdeckt.
Das Schlimmste daran: Viele Institutionen, Arbeitgeber, Universitäten und vor allem Mitmenschen sowie Freunde machen diesen extrem schädlichen Mechanismus in jedem von uns noch stärker.
Während der Schulzeit wird einem beim Unterricht (besonders beim Deutschunterricht) jeder Funke Individualität ausgetrieben und nur wer sich an den Geschmack seines Lehrers hält bekommt eine gute Note.
Dieser Lehrer kommt von der Universität, die er nur übersteht, wenn er sich den Standards eines (meist von der Praxis völlig fernen) Professors beugt.
Professor sind die meisten geworden, weil sie sich über Jahre hinweg an dieses trockene Verwaltungs- und Bewertungssystem gewöhnt haben, das von Menschen geführt wird, die genauso sind.
Hinzu kommen IQ-Tests, absurde Bewerbungsverfahren und Kategorisierung durch Noten, Bewertungen etc., die uns alle in die Enge treiben, uns beschränken und uns behindern.
Wer z.B. in der Universität schlecht abschneidet, glaubt, dass er wirklich schlecht ist.
Allerdings kann eine Leistung zwar in den Augen des Prüfers schlecht, aber gleichzeitig in den Augen eines Kunden erstklassig sein.
So passiert es immer wieder, dass Menschen wie Joe Polish, heute Leiter einer großen Marketingfirma und Millionär, nicht einmal den Marketing-Grundkurs in der Uni schaffen, obwohl sie in der Realität wahnsinniges Potenzial haben.
Vor Kurzem ist uns wieder aufgefallen, wie extrem schwerwiegend all diese Mechanismen sind. Es ist unglaublich, wie sehr wir uns von scheinbaren Autoritäten zurechtweisen lassen und wie sehr wir die Standards von anderen in unser Leben aufnehmen.
Überall lauert die Gefahr, dass man sich sein eigenes Gedankengefängnis baut. Immer dann, wenn man sich auf eine Fähigkeit, einen Wissensstand oder eine Eigenschaft festlegt und glaubt, dass es nicht mehr weiter gehen kann.
Bei diesen Standards, Tests und Kategorisierungen wird allerdings nie genannt, dass wir Menschen sind. Menschen verändern, entwickeln und verbessern sich. Wir können wachsen, und über unsere Grenzen hinaus kommen, wie eine Schlage, die sich mehrmals in ihrem Leben häuten muss, um mit ihrer neuen Größe klarzukommen. Wir sind dynamische Wesen!
Wenn man eine Prüfung wiederholt, wird man das zweite Mal besser sein. Egal ob nun IQ-, Bewerbungs- oder Uni-Prüfung.
Genau diese Tatsache bleibt jedoch meist verschwiegen und so kommt es vor, dass viele von uns sich einschränken und sagen, dass sie zu x oder y nicht fähig sind. Sie glauben an die Resultate einer einzelnen Erfahrung und setzen sie so tief in ihre eigenen Gedanken, dass sie sie nicht mehr los werden.
Kein Wunder, dass Menschen in fortgeschrittenem Alter sich nicht mehr an bestimmte Aufgaben wagen oder sich Dinge nicht mehr zutrauen, sondern sagen: “Ich bin nicht der Mensch dafür”. Kaum zu glauben, dass die schlechte Musiknote in der Schulzeit solche Auswirkungen haben kann.
Die Lösung für dieses Problem ist komplex.
Eine ist, zu wissen, dass Dein Potenzial grenzenlos ist!
Foto: Fausto Hernandez
ju says
Warum gerade der Deutschunterricht? Stilfragen hin oder her, aber im Schreiben eines Textes habe ich doch i m m e r mehr Gestaltungsmöglichkeiten als etwa bei der Reproduktion von Wissen oder dem Nachrechnen beliebiger Mathematikaufgaben.
Artur N. says
Hallo ju, es geht gar nicht so sehr um Gestaltungsmöglichkeiten. Es geht darum, dass man Dinge als harte Fakten ansieht, die eigentlich keine sind.
Nehmen wir „softe Fächer“ wie Deutsch, Musik, Kunst, etc. Ein großer Teil der Leistung kann nur subjektiv bewertet werden. Und so geschieht es mit der Zeit, dass man die Aussagen von Lehrer X als harten Fakt abspeichert. In Wirklichkeit ist es nur der persönliche Maßstab bzw. dessen persönliche Bewertung. Genau das ist für mich das größte Problem.
Renate Richter says
Ist so ein Gefängnis für viele Leute nicht etwas ganz Praktisches? Es ist sicher, hier ist man nicht allein gegen die „böse“ Welt da draussen und es gibt regelmässig Essen, über das man meckern kann und! „man kann ja nichts tun“.
„Ich kann nicht“ schützt so schön vor Aufwand.
Schönen Tag
RR
Artur N. says
Exakt! Wer sich einschränkt, kann Verantwortung abgeben und muss einfach weniger tun – mit gutem Gewissen.
Viele Grüße
Denny says
Hallo an alle,
„Die Lösung für dieses Problem ist komplex.
Eine ist, zu wissen, dass Dein Potenzial grenzenlos ist!“ ———— Und dieses soweit wie möglich auszunutzen sollte DAS ZIEL sein. Damit ist alles gesagt!
Guter Post Leute, weiter so, twitt*
Dennis
Artur N. says
Hi Dennis vielen Dank 🙂
Ursula says
Der Artikel liest sich für mich, als hätte ich ihn selbst geschrieben! Denn genau jene Erfahrung habe auch ich im Deutschunterricht machen müssen.
Schon während meiner Schulzeit habe ich mir nicht gerne die Meinung eines anderen überwuppen lassen, und dass ich während meiner Schulzeit nie der selben Meinung meines Lehrers war, honorierte er mit Ignoranz und schlechten Noten.
Schließlich war ich so frustriert, dass ich die Schule noch vor dem Abitur verließ 🙁
Liebe Grüße und danke für Eure tolle Seite
Artur N. says
Hallo Ursula! Vielen Dank, dass Du uns Deine Erfahrungen schreibst. In der Schulzeit/Uni und Co. wird man eben darauf getrimmt, sich anzupassen. Denn die Lehrer sind Menschen und Menschen haben nun mal ein Ego, das sie befriedigen wollen… bei den meisten Leistungsbewertungen spielt auch Sympathie und Strategie eine große Rolle. Auch Dir viele Grüße und besten Dank für Dein Lob! 🙂