Überall liest man etwas von „Work-Life Balance“. Aber was bedeutet „Life“ in diesem Zusammenhang? Ist es, vor dem Fernsehen zu sitzen? Sich immer wieder mit denselben Menschen über dieselben Dinge zu unterhalten? Zeit verstreichen zu lassen, ohne dass man etwas erschafft und eigentlich nur auf der Stelle tritt?
Viel zu oft freuen sich Menschen darüber, dass sie schon früh Feierabend machen können, auf der Arbeit nichts zu tun haben und „entspannen“ können – doch was soll daran schon toll sein? Die meisten „hängen nur rum“ und machen ohnehin nichts Besonderes.
Herzlichen Glückwunsch.
Viele wollen reisen und wochenlange am Strand liegen. Doch wozu? Nichts gegen Urlaub und kulturelle Weiterentwicklung (das machen wir selbst regelmäßig), aber die Illusion, dass „relaxen“ einen Menschen erfüllen kann, ist Unsinn.
Zu viel Entspannung führt höchstens dazu, dass man auf dumme Gedanken kommt, in philosophischen Gedanken ertrinkt, seine Existenz hinterfragt und nicht mehr aus seiner Trägheit herauskommt. Entspannung kann einen verschlingen. Schau Dich einmal in der Nähe von Bahnhöfen um, dann siehst Du, wovon wir sprechen.
Wir investieren ca. 50% unserer wachen Lebenszeit im Job. Wäre es nicht sinnvoll, dass man dort auch etwas Sinnvolles tut? Sinnvolles tun heißt für uns: gefördert zu werden. An Herausforderungen zu wachsen. Neue Fähigkeiten zu entwickeln. Seine Stärken noch stärker zu machen. Auch mal in ungeliebte Situationen gestoßen zu werden.
Arbeit ist eine Möglichkeit und kein Fluch, den man mit „Life-Balance“ bekämpfen muss. Wahrscheinlich ist es sogar mehr „Life“ als viele meinen. Es kommt nur darauf an, wie man diese Möglichkeit nutzt.
Die meisten Menschen arbeiten nicht hart genug und schaden sich damit nur selbst. Sie gehen nicht an ihre Grenzen und erweitern dadurch ihre Kompetenzen. Sie versuchen nicht, mit vollem Engagement etwas zu erschaffen, das vielen anderen Menschen etwas bedeutet. Stattdessen sind sie im Beruf und denken gleichzeitig an etwas anderes. Sie sind nicht voll dabei und geben ihr Bestes. Ihr Ziel ist es: „Möglichst wenig tun und ja nicht dabei ertappt werden.“
Wir wollen exzellent sein.
Uns interessiert nicht primär, dass jemand sieht, wie toll wir sind. Es geht vor allem darum, herauszufinden, wo die Stärken liegen und welches Potenzial wirklich in einem steckt. Es ist wie eine Reise ins Unbekannte – im Gegensatz zu dem, was andere „Leben“ nennen. Wir können uns nichts Langweiligeres vorstellen, als einen Weg zu gehen, bei dem wir schon von Anfang an wissen, wohin er führt. Besonders mit dem Hintergrund, dass man nur eine Möglichkeit in seinem Leben hat.
Wir schulden es uns selbst, dass wir jeden Tag unser Bestes geben und jeden Tag etwas Neues lernen. Das kann hart sein und manchmal braucht man ein bisschen Pause. Aber nicht zu oft. Was ist mit Dir?
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Foto: RelaxingMusic
Andreas says
Hallo,
Interessanter Artikel. Ich denke das es nicht sinnvoll ist das Leben in 2 Teile aufzuteilen. Einmal Work und einmal Life. Die Balance muss sein sein, Work und Life zu einem werden zu lassen.
Diw Zahl 70% der Lebenszeit verbringt man in seinem Job halte ich aber für Falsch. Bei einem 8 oder auch 8,5 Stunden Arbeitstag. ( Ich denke höher liegt die durchschnittliche Arbeitszeit in Deutschland nicht), kommt man auf ca. 25% . 7 Tage Woche = 168 Stunden. 40 Stunden Arbeitszeit entspricht weniger als 25%. Selbst wenn man die Schlafenszeit abzieht. Durchschnittlich 7 Stunden, also 49 Stunden, bleiben immer noch 79 Stunden, was ca. 50 % sind über. Wobei ich denke d die Schlafenszeit, zumindest für die meisten, keine Lebenszeit im Job ist. Somit macht die Lebenszeit im Job nur 25 % aus.
Allerdings muss ich sagen, dass ist die Zeit, mit der man am meisten anfangen könnte. Zumindest wenn ein Ziel ist viel Zeit ,it der Familie zu verbringen.
Stelo says
Der Artikel zeigt förmlich mit dem Zeigefinger zu mir, weil ich ihn gerade bei der Arbeit lesen, nachdem ich meine E-Mail gecheckt habe und euren Newsletter in meine Posteingang hatte.
Danke!
Mister Minit says
Ich weiß ja nicht wie die Autoren bei der Arbeitszeit gemessen an der Lebenszeit auf 70% kommen. Nach meiner Rechnung hat ein Jahr im Durchschnitt 248 Arbeitstage. Nehmen wir eine durchschnittliche Arbeitsdauer eines Arbeitnehmers sind das ca. 45 Jahre. 45X248= 11.160 Tage – 30tausend Lebenstage haben wir im Schnitt. Somit wäre das 1/3!!! Entspricht 37% ….. Entweder haben wir es hier mit arbeitswütigen Autoren zu tun, die ca das Doppelte eines durchschnittlicher Arbeitnehmers arbeiten. Oder: schlichtweg falscher Wert!!
Artur Neumann says
Hallo zusammen – 70% sind natürlich etwas viel – haben wir geändert! Besten Dank dafür. Tatsächlich sind es eher 50% unserer wachen Zeit + An- und Abreise.
Aljoscha von psychologie-einfach.de says
Ja, schade, dass es schon Begriffe wie Work-Life-Balance gibt, die Arbeit vom „wahren“ Leben trennen.
Arbeit ist doch fester Bestandteil vom Leben!
Die Frage ist eben nur, welches Ziel ich mit meiner Arbeit verfolge. Geld oder tatsächlich das Bedürfnis ein Problem von mir / meinen Mitmenschen zu lösen?!
Im zweiten Fall bin ich natürlich ganz anders motiviert!
Wahnsinn says
Bah – es macht mich wütend so viel Wahnsinn zu lesen. Kein einziger Gedanke wird an Familie verschwendet. Willkommen Singles und bye bye Menschheit. Erfolg – Geld – Wissen – Sinn. Geniesse die Welt – NATUR – Liebe – Sex – Kinder – Essen. Alleine eine Aussicht auf das offene Meer bereichert mein Leben mehr als die 16 Stunden die ich sonst arbeite – nach Beschreibung anderer mit Erfolg – sorry – wacht auf und fangt an zu Atmen – na ja liegt wohl am Alter. Weiterhin viel Erfolg beim gegenseitigen Aufputschen bis zum Sarg.. nimmst ja alles mit und … jawohl jeder hat die Möglichkeit sich zu Entscheiden anderen zu helfen yep.
matthias says
Schoenen guten Tag! Ich habe diesen Blog grade erst gefunden und fand eure Beitraege meist sehr bereichernd. Doch hier muss ich mal Kritik ueben. Es ist etwas anderes, sich fuer ein Leben der Arbeit der Leidenschaft zu liebe entscheidet, oder ein ueber ein solches Leben spricht um sein Ego zu polieren. Dieser Artikel trieft vor Arroganz und schiebt sogar an einer Stelle die Philosophie in eine dunkle Ecke am Bahnhof. Eure Message ist eindeutig und auch nicht schlecht, aber die Art und Weise wie ihr ueber Menschen und vor allem andere Wissensgebiete urteilt mutet vorlaut und vor allem unreif an. Zu einem wertvollen erfuellten Leben gehoert in jedem Fall ein gewisses Maß an Demut, dass man in diesen Zeilen leider vergeblich sucht.
Artur says
Hi Wahnsinn, danke für den Kommentar.
Unser Artikel lehnt die Trennung zwischen Arbeit (die traditionell als anstregend und „nötiges Übel“ gesehen wird) und Freizeit (in der man traditionell seine Bedürfnisse auslebt) ab.
Wir finden diese Einstellung schädlich, denn gerade weil die meisten Menschen ein Großteil ihres Lebens mit Arbeiten verbringen, sollten sie die Zeit nutzen, um sich zu entwickeln und zu lernen. Wer diese Möglichkeit hat und seine Denkweise verändert, wird merken, dass “Entspannen vor dem Fernseher“ eigentlich viel weniger Spaß macht. Es geht hier nicht um 14-16 Stunden Tage, sondern um die Veränderung der Denkweise: „Wenn ich hier bin, wieso nicht das Meiste daraus machen?“
Das geht komplett unabhängig davon, ob man nun Kinder hat oder nicht.
BG
Artur
Artur says
Hi Matthias, danke Dir für die Kritik.
Philosophie ist keinesfalls etwas Negatives (sonst würden wir diesen Blog ja nicht schreiben). Es geht darum, dass zu viele Gedanken und „Entspannung“ keinerlei Vorteile bringen. Positive Energy und Kraft kommen durch Bewegung und Fortschritt. Langeweile und Stillstand sind verhängnisvoll für jeden Menschen und führen häufig sogar zu Depressionen und Sucht-Erkankungen (deshalb der Verweis zum Bahnhof).
Wenn es arrogant und unreif ist, das Meiste aus seinem eigenen Potenzial herauszuholen und einen unbekannten Weg zu gehen, dessen Ausgang man noch nicht kennt, würde ich gerne wissen, wieso Du das denkst?
Für mich persönlich steckt sehr viel Demut und Lebenslust in so einer Einstellung, denn jemand, der so etwas tut, sieht sein Leben als wertvolles Geschenk.
Freue mich auf Deine Meinung!
BG
Artur
Charly Suter says
Ich stimme insofern zu, dass Freizeit oftmals nicht optimal genutzt wird und damit praktisch verschwendet wird. Allerdings wird genauso häufig die Arbeitszeit nicht effektiv genutzt und damit ebenso verschwendet. In einem Experiment auf ayearofproductivity.com stellte der Betreiber beispielsweise fest, dass er in einer 90-Stunden-Woche kaum mehr schaffte als in einer 20-Stunden-Woche.
Bei der Steigerung von Produktivität geht es nicht darum, mehr zu erledigen, sondern darum, mehr zu erreichen. Dazu gehört vor allem, sich auf die richtigen (zielführenden) Aufgaben zu konzentrieren.
Was Freizeit angeht, also den „Life“-Part, muss man diese Zeit ja nicht auf der Couch oder vor dem Fernsehen verbringen. Neben der Entspannung und der Erfüllung persönlicher Bedürfnisse, kann man diese Zeit ja beispielsweise in Weiterbildung investieren: Bücher lesen, Kurse besuchen, aber auch Ausflüge machen, neue Menschen kennen lernen, ein Hobby verfolgen (und dadurch neue Fähigkeiten entwickeln), den eigenen Horizont erweitern.
Die Frage ist nicht: „Wie viel Zeit verbringe ich mit Arbeit, wie viel mit Freizeit?“, sondern: „Wie kann ich beide Teile meines Lebens besser gestalten?“