Zielstrebigkeit wird von vielen Menschen als absolute Wunderwaffe gesehen. Nur wer sich ganz und gar auf eine konkrete Sache konzentriert, wird sie auch schaffen – glauben viele. Und natürlich braucht man eine gewisse Fokussierung, um auf das Wesentliche zu achten. Doch extreme Zielstrebigkeit kann sehr schädlich sein, weil man zu viele tolle Möglichkeiten im Leben übersieht.
Extrem zielstrebige Menschen sind unglaublich hart, wenn es um ihr Ziel geht. Sie blenden alles aus und konzentrieren sich mit all ihrer Energie und ihrer Kraft auf diese eine Sache.
Es kann sein, dass sie andere schon mal vernachlässigen und wer sich in den Weg stellt, wird zu 100% stehen gelassen. Das Ziel steht ganz weit oben auf der Prioritätsliste. Alles was einen zielstrebigen Menschen von seinem Ziel wegbewegt oder die Zielerreichung weiter in die Ferne rücken würde, ist Ballast und muss gemieden werden.
Und so laufen diese Menschen mit Scheuklappen durch die Welt und übersehen zum einen gute Möglichkeiten und zum anderen die schönen Dinge neben ihren Zielen.
Warum es so weit kommt?
Zuerst beginnt alles damit, dass man sich ein Ziel setzt und daran arbeitet. Auch die Gedanken in der Freizeit drehen sich darum und man tüftelt in jedem freien Moment an Ideen. Wenn die Idee gerade gut ist, verwendet man auch mal das Wochenende komplett an ihrer Weiterentwicklung und Umsetzung.
Das Bild vom fixen Ziel wird immer stärker und bleibt im Gedächtnis.
„Diese eine Sache muss erreicht werden und nichts anderes kommt in Frage.“
Die Fixierung beginnt und wird immer stärker…
Früher haben wir beide auch geglaubt, dass genau dies der richtige und einzige Weg ist, um ein Ziel zu erreichen. Zum Glück haben wir uns geirrt.
Die Nachteile von extremer Zielstrebigkeit
Genauso wie ein Pferd mit Scheuklappen nicht nach links und rechts schauen kann, kann ein zielstrebiger Mensch, der sein Ziel schon genau durchgeplant hat, nicht die Möglichkeiten auf seinem Weg sehen.
Heraus kommen dann Sätze wie: „Ich mache das jetzt so, weil ich mir das vorgenommen habe.“, anstatt zu sagen „Ich mache es jetzt so, weil es hier und heute Sinn macht!“ Sicher verstehst Du den Unterschied.
Diese Art von Zielstrebigkeit schränkt Dich sehr in Deinen Möglichkeiten ein.
Manche Menschen glauben sogar, dass sie besonders willensstark und ausdauernd sind, wenn sie etwas genauso machen, wie sie es sich vorgenommen haben. In Wirklichkeit ist es aber einfach Blödsinn.
Der direkteste Weg ist selten der beste, effektivste und erfolgreichste. Ein Pferd mit Scheuklappen kann natürlich über einen stacheligen Zaun springen und verletzt herüber kommen. Doch ohne die Schauklappen hätte es wahrscheinlich das Gartentor einen Meter weiter rechts gesehen.
Extrem zielstrebige Menschen sind da ganz ähnlich.
Plane auf dem Weg
Zielstrebige Menschen haben ein festes Bild vom Ausgang ihrer Situation im Kopf, an das sie sich mit allen Mitteln klammern. Sie verbiegen und verbeugen sich, nur um diesem Bild gerecht zu werden.
Dummheit? Nein, nicht ganz. Wenn man sich die typischen Erfolgsregeln anschaut, könnte man wirklich annehmen, dass es so läuft und Sinn macht.
Doch in Wirklichkeit ist ein wichtiger Faktor von erfolgreichen Persönlichkeiten, dass sie Möglichkeiten wahrnehmen und bis auf’s Letzte auskosten. Du musst erkennen, wenn etwas einfach keinen Sinn macht und das Ziel dumm ist.
Wer z.B. eine edle Boutique in einem kleinen Bauerndorf eröffnen will, verschwendet mit diesem konkreten Ziel unglaublich viel Lebenszeit und Kraft. Denn die Realität ist stärker als jede Planung.
Auch wer Profi Basketball-Spieler werden möchte, aber einfach nicht die Voraussetzungen dafür hat, sollte das einsehen. Nur weil man zielstrebig und ausdauernd ist, reicht das noch lange nicht.
Erkenne auf dem Weg zum Ziel lieber Deine Stärken.
Schau Dir an, worin Du am besten bist und dann mache mehr davon. Beachte Deine Schwächen nicht weiter. Vielleicht kann es heißen, dass Du Dein Ziel ändern musst, aber was soll’s. Es geht doch darum, dass Du zufrieden und glücklich bist.
Regeln und Ziele sind nur für Dein Wohlergehen da
Versprich uns bitte eines: Achte immer darauf, dass Regeln oder Ziele, die Du Dir setzt, Deine Lebensqualität steigern und nicht umgekehrt.
Überlege immer, warum Du eigentlich etwas tust. Sei nicht einfach zielstrebig, um der Zielstrebigkeit Willen. Absolut jeder, der Großes erreicht hat, wusste immer, warum er etwas getan hat.
Du brauchst eine Vision und nur dieser Vision musst Du folgen.
Die neue Definition von Zielstrebigkeit geht also anders. Dumm ist, wer ein altes Ziel verfolgt und versucht, es mit allen Mitteln durchzusetzen. Klug sind diejenigen, die eine Vision haben und Wege suchen, um ihre Vision zu verwirklichen. Wie auch immer diese Wege aussehen mögen.
Die Vision gibt Dir halt und Kraft. Du weißt immer, warum Du abends dasitzt, auf etwas verzichtest oder warum Du weiter machst.
Verfolge die Vision und nicht das Ziel.
Foto: Fausto Hernandez
joe - 1a android says
Was genau ist für dich der Unterschied einer Vision und eines Ziels?
Wahrheit says
Recht hat er, der Autor – obwohl ich beim ersten Lesen etwas anderes glaubte …
Eine Vision ist in ihrer Breite erheblich weiter als ein fixes Ziel.
Man hat eine abstrakte Vorstellung von etwas, tlw. auch durch Eingebung gefunden.
Eine Vision ist nicht konkret, z.B. man reiße Gebäude XY ab, weil es nicht ins Stadtbild passt und baue dort neue Geschäfte hin, sondern man stelle sich in großem und ganzen etwas vor, z.B. eine Stadt in einem mittelalterlichen Flair und dann verwirklicht man diese Vision so weit wie möglich… (aus Sicht eines Bürgermeisters)
Eine Vision ist etwas breites und abstraktes kein detailliertes Bild, kann aber m.E. auch Details erhalten…